Netzausbau:Pläne für umstrittene Stromautobahnen nach Bayern sind fertig

Höchstspannungs-Erdkabel

Wie in Nordrhein-Westfalen sollen auch die Stromkabel in Bayern nicht an riesigen Masten hängen, sondern unterirdisch verlaufen.

(Foto: Roland Weihrauch/dpa)
  • Die Pläne für zwei große - und auch umstrittene - Stromautobahnen Richtung Bayern werden demnächst öffentlich.
  • Die Vorschläge beziehen sich auf den Streckenverlauf der Südost-Trasse nach Niederbayern, als auch der Suedlink-Trasse nach Heilbronn.
  • Fest stehen die Routen damit aber noch nicht, denn viele Detail-Fragen sind noch ungeklärt.

Von Michael Bauchmüller und Christian Sebald, Berlin/München

Die Pläne für die geplanten Stromautobahnen Richtung Bayern werden konkret. Diesen Mittwoch gehen bei der Bundesnetzagentur in Bonn die genauen Vorschläge für die Südost-Trasse ein, die von Sachsen-Anhalt nach Niederbayern führt. Gleichzeitig sollen erstmals konkrete Pläne für die Suedlink-Trasse öffentlich vorgelegt werden. Sie soll dereinst Windstrom aus dem Norden über Unterfranken in die Nähe von Heilbronn transportieren.

Damit beginnt ein neues Kapitel eines langen Plans. Beide Stromleitungen waren hoch umstritten, Anwohner fürchteten "Monstertrassen" quer durchs Fichtelgebirge oder die Rhön. Das ist mit den neuen Plänen ausgeräumt. Nicht mehr an riesigen Stahlträgern sollen die Stromleitungen hängen - stattdessen verlaufen sie unter der Erde. Das Fichtelgebirge soll die Südost-Trasse nur streifen: Die bevorzugte Variante der Netzbetreiber 50Hertz und Tennet soll östlich daran vorbei führen. Anders als ursprünglich einmal vorgesehen, führt sie nicht mehr an der Autobahn A 9 entlang und an Bayreuth vorbei - allerdings hat sich auch der Zielpunkt der 580-Kilometer-Leitung nach Osten verschoben, zum Atomkraftwerk Isar bei Landshut.

Ähnlich die 770 Kilometer lange Suedlink-Leitung. Sie soll westlich an Harz und Thüringer Wald vorbeiführen und östlich an Rhön und Spessart. Auch soll sie nicht mehr, wie zuerst vorgesehen, in zwei Strängen verlaufen, sondern nur noch in einem. Ziel sei ein Korridor, "der Mensch und Natur möglichst wenig belastet", sagte Tennet-Geschäftsführer Lex Hartmann.

Durch die "umfassendste Bürgerbeteiligung, die es je für ein Netzausbauprojekt in Deutschland gab", habe man Vorbehalte eruiert und die Trassen entsprechend geplant. Das nimmt auch 50Hertz für die Suedost-Trasse in Anspruch. "Vier komplett neue Segmente sind durch Hinweise aus den Regionen entstanden", sagt 50Hertz-Chef Boris Schucht. Zu den "Vorzugstrassen" gibt es jeweils alternative Trassenverläufe, die ebenfalls untersucht werden - als Plan B.

In Stein gemeißelt sind die Vorschläge ohnehin noch nicht. Als nächstes ist die Bundesnetzagentur an der Reihe. Sie muss das förmliche Genehmigungsverfahren einleiten, samt erneuter Beteiligung der Öffentlichkeit und Klagerechten für unzufriedene Anwohner. Sie müsse nun "sinnvolle und verträgliche Trassenkorridore für die Vorhaben finden", heißt es aus dem Bundeswirtschaftsministerium.

Gebaut wird erst, wenn rechtskräftige Bescheide vorliegen. Während die Anträge für Suedostlink nun diesen Mittwoch bei der Bonner Behörde eingereicht werden, sollen die für Suedlink Ende nächster Woche folgen. Vorher soll sich die Öffentlichkeit noch ein Bild von den Plänen machen können.

So auch am Dienstag im Landtag. Die Abgeordneten sollten schon einmal von den konkreten Plänen erfahren, für den Abend war in Regensburg eine Veranstaltung mit Bürgern über den Suedostlink geplant.

stromtrasse

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Zumindest aus der Politik erhielten die Bauherren am Dienstag zufriedene Rückmeldungen. Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer (CSU), der von Seiten der Staatsregierung den Bau der beiden Stromautobahnen vorantreiben soll, sprach von Vorschlägen, die "wesentliche Forderungen des Freistaats erfüllen".

Waren Regierungen und Parlamente in der Vergangenheit von so manchem Plan überrascht worden, gibt es nun Applaus für die frühzeitige Information der Bürger. "So viele Vorarbeiten wie bei den beiden Stromautobahnen hat es wohl noch bei keinem anderen Großprojekt gegeben", sagte der Grünen-Energiepolitiker Martin Stümpfig. Dies könne das formelle Genehmigungsverfahren sogar beschleunigen.

Fragen bleiben dennoch. "Die Detailuntersuchungen zum Natur- und Artenschutz stehen noch aus", sagte die SPD-Politikerin Natascha Kohnen. Auch sei noch zu prüfen, wo sich die neuen Trassen mit vorhandener Infrastruktur bündeln lassen. Läuft alles gut, könnten die beiden Leitungen 2025 fertig sein - drei Jahre später, als ursprünglich geplant. Und damit auch drei Jahre nach der Stilllegung der letzten Atomkraftwerke. Die Freien Wähler glauben nicht an diesen Termin. "Wenn es jetzt in den jeweiligen Regionen an die Details geht, wird es ein riesen Hauen und Stechen geben", prophezeit ihr Chef Hubert Aiwanger.

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