Naturschutz:Nationalpark Berchtesgaden mit neuer Führung

Naturschutz: Roland Baier hat einen kurzen Weg zur neuen Arbeitsstätte. Er stammt aus Schönau am Königssee.

Roland Baier hat einen kurzen Weg zur neuen Arbeitsstätte. Er stammt aus Schönau am Königssee.

(Foto: oh)

Der Forstmann Roland Baier übernimmt die Leitung des Schutzgebiets und soll es aus dem Schatten des Bayerischen Waldes herausführen

Von Christian Sebald, Schönau

Wenn es um Nationalparks in Bayern geht, denkt jeder sofort an den Bayerischen Wald. Dabei ist der Nationalpark Berchtesgaden nicht minder spektakulär. Allein die berüchtigte Watzmann-Ostwand, die 1800 Meter hoch hinter Sankt Bartholomä am Königssee aufragt. Dann natürlich der Watzmann selbst, mit 2713 Metern einer der höchsten Berge Deutschlands, der Hochkalter und die vielen anderen Gipfel. Auch das Wimbachgries mit seinen gigantischen Schutthalden, in dem man sich wie in Kanada fühlt, und das Klausbachtal mit seinen Steinadlerhorsten zählen zu den Naturjuwelen in dem 21 000 Hektar großen Schutzgebiet, das nächstes Jahr 40 Jahre alt wird.

Bereits in diesem Jahr bekommt der Nationalpark Berchtesgaden, der einzige Gebirgsnationalpark in Deutschland, einen neuen Leiter. Nach 16 Jahren im Amt wechselt der bisherige Nationalpark-Chef Michael Vogel in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird der Forstwissenschaftler Roland Baier. Die Personalie ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Zum einen muss man wissen: Forstverwaltung und Naturschutzverwaltung stehen sich - vorsichtig gesagt - für gewöhnlich einander eher skeptisch gegenüber.

Alleine deshalb ist Baiers Wechsel von der einen auf die andere Seite ungewöhnlich. Hinzu kommt, dass der 45-Jährige zu den Top-Leuten der bayerischen Forstverwaltung zählt. Derzeit ist er Vizechef des Amtes für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) in Teisendorf, einem der führenden forstlichen Institute in Europa. Er hätte, so sagen es alle, mit denen man dieser Tage über die Personalie spricht, sicher auch in der Forstverwaltung noch eine Karriere hingelegt. An der Spitze des Forstministeriums ist denn auch das Bedauern zu hören, dass er der Forstverwaltung den Rücken kehrt - zumal seine Entscheidung überraschend kam.

Baier selbst hat freilich seit jeher eine starke Affinität zum Naturschutz und zum Gebirge. Schon während seines Studiums machte er die Bergwälder zu seinem Schwerpunkt. Später beschäftigte er sich viel mit den 160 Naturwaldreservaten im Freistaat. In den streng geschützten kleinen Waldstücken, die quer über den ganzen Freistaat verteilt sind, unterbleibt jede Nutzung. Außerdem kennt der verheiratete Vater von zwei Kindern den Nationalpark Berchtesgaden sehr gut. Und zwar nicht nur weil er in Schönau am Königssee lebt. Sondern weil er schon einmal fünf Jahre lang Vizechef des Nationalparks war, und seit dieser Zeit hoch geachtet ist, in der Region, aber auch weit über sie hinaus.

Und dann gibt es noch einen Grund, warum die Freude über die Personalie groß ist in der Naturschutzszene. Baier gilt als prinzipienfester und sehr geschickter Verhandler, der Almbauern gegenüber ebenso selbstbewusst auftritt wie gegenüber Ministern. "Mit ihm", so sagt einer, der ihn gut kennt, "bekommt der Nationalpark nicht nur einen Mann, der all die Konflikte um so ein großes Schutzgebiet gut austragen kann. Sondern einen, der ihn aus dem Schatten des Nationalparks im Bayerwald hinausführen wird."

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