Naturschutz:Aus die Maus

Warum in Bayern inzwischen selbst Allerweltsarten auf dem Rückzug aus der Natur sind

Von Christian Sebald

Die Hausmaus

Mus musculus, house mouse and Mus muralis, St. Kilda house m

Zeichnung: Mauritius Images

Die Hausmaus ist der Kulturfolger Nummer eins unter den Tieren. Sie lebt überall, wo Menschen leben. Weil die drolligen Tierchen sehr gerne Getreide fressen und die eine oder andere Krankheit übertragen können, werden sie nach wie vor scharf verfolgt. Früher erledigten das Katzen, heute holt man einen Schädlingsbekämpfer ins Haus. Dabei gibt es in Bayern immer weniger Hausmäuse. Und zwar gleich, ob es sich um die westliche Hausmaus (Mus domesticus) oder die östliche Hausmaus (Mus musculus) handelt. Beide Arten werden bereits auf der Vorwarnliste der Roten Liste geführt. Ein Grund für den Schwund ist, dass es überall viel hygienischer zugeht als früher: auf den Dörfern genauso wie in der Stadt.

Die Feldlerche

Alauda arvensis, Eurasian skylark

Zeichnung: Mauritius Images

Einige Jahre lang dachten Naturschützer, sie hätten das Patentrezept gegen den Schwund der Feldlerche (Alauda arvensis) entdeckt. Das Stichwort lautete Lerchenfenster. Lerchenfenster sind 20 Quadratmeter kleine Areale in Getreidefeldern, auf denen die Bauern kein Getreide aussäen. Dort, so das Kalkül, können die braungefiederten Bodenbrüter nisten und den Nachwuchs aufziehen, auf dass die Bestände wieder gedeihen. Feldlerchen zählten lange Zeit zu den allerhäufigsten Vögeln auf dem Land. Inzwischen sind sie als gefährdet eingestuft. Und es hat sich gezeigt, dass Lerchenfenster alleine den Vögeln nicht helfen. Die Bauern müssten außerdem weniger Pflanzenschutzmittel ausbringen und Blühstreifen anlegen.

Die Rauchschwalbe

Hirundo rustica, barn swallow

Zeichnung: Mauritius Images

Nach altem Volksglauben schützt die Rauchschwalbe (Hirundo rustica) das Vieh vor Krankheiten. Daran ist insofern etwas dran, als dass ein Rauchschwalbenpaar in der Brutzeit 250 000 Mücken, Fliegen und Bremsen, unter denen zumindest theoretisch Krankheitsüberträger sein könnten, an die Jungen verfüttert. Lange Zeit brüteten in jedem Kuhstall Schwalben. Ein offenes Fenster und sie waren drin. In modernen Großställen gibt es keine offenen Fenster. Die Flugkünstler mit den markanten Schwanzspießen müssen draußen bleiben. Auch die vielen asphaltierten Feldwege sind ein Problem. Auf ihnen gibt es keine Lehmpfützen mehr, aus denen sich die Rauchschwalben Material für ihre kunstvollen Nester holen könnten.

Der Igel

Erinaceus europaeus, western European hedgehog

Zeichnung: Mauritius Images

Es gibt nur ein heimisches Tier mit Stachelpelz: den Igel (Erinaceus europaeus). So ein Igel trägt seine Stacheln von Geburt an. Allerdings sind sie da noch weich, sie härten erst allmählich aus. Ein jeder Stachel ist mit einem Muskel ausgestattet, sonst könnte sich der Igel nicht einrollen. Ein erwachsenes Tier besitzt bis zu 8000 Stacheln. Igel sind anspruchslos. Wichtig ist nur, dass sie viele Insekten, Käfer und anderes Kleingetier vertilgen können und ausreichend Verstecke in Büschen und Hecken finden. Da beides auf dem Land immer seltener wird, sinkt die Zahl der Igel seit vielen Jahren. Und die Igel, die es noch gibt, weichen immer öfter in Siedlungen aus, vorausgesetzt die Gärten und Parks dort sind halbwegs naturnah gestaltet.

Das Rebhuhn

Perdix perdix, grey partridge

Zeichnung: Mauritius Images

Einen abwechlungsreichen Mix aus Äckern, Wiesen, Hecken und Brachland, das ist es, was Rebhühner (Perdix perdix) brauchen. Denn dann finden die taubengroßen Wildvögel, die sich meist am Boden aufhalten und aus der Ferne eintönig bräunlich-grau aussehen, nicht nur ausreichend Sämereien und Wildkräuter zum Fressen. Sondern viel Deckung und Sichtschutz vor Füchsen und anderen Feinden. Bis weit ins 20. Jahrhundert gab es in Bayern Regionen, in denen auf 100 Hektar Fläche 120 Rebhuhnpaare lebten. Heute wird in den Ackerbau-Gebieten auf 100 Hektar Fläche vielleicht noch ein Paar gezählt, vielerorts sind die Vögel ausgestorben. Gleichwohl werden in Bayern pro Jagdjahr um die tausend Rebhühner erlegt.

Der Feldhase

Lepus europaeus, European brown hare

Zeichnung: Mauritius Imago

Man glaubt es kaum, aber Feldhasen (Lepus europaeus) sehen schlecht, sie sind kurzsichtig. Dafür erkennen sie Bewegungen sehr gut. Außerdem haben sie einen hervorragenden Überblick. Das liegt daran, dass sie ihre Augen seitlich am Kopf haben. So können sie auch nach hinten sehen. Um Feinde früh zu erkennen, "sichern" Hasen. Das heißt, sie richten Kopf und Oberkörper auf und stellen sich auf die Hinterläufe. In der Position können Hasen lange verharren. Sowie Gefahr droht, ergreifen sie blitzartig die Flucht. Hasen können sich im offenen Land aber auch nahezu unsichtbar machen. Dazu drücken sie sich tief in ihre Sassen. Das sind Kuhlen in Äckern oder im Brachland, in denen sie ausruhen. Im Winter lassen sie sich darin sogar einschneien. Feldhasen können gut riechen und gut schwimmen. Und sie sind keineswegs stumm, wie viele glauben. Wer in einem Hasengebiet genau hinhört, kann sie ab und an leise knurren oder quietschen hören. In Gefahr stoßen sie quäkende Laute aus, die an das Kindergeschrei erinnern.

Mehr zum Thema

Wie der ideale Lebensraum für Hasen aussieht, steht hier.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: