Namen des Wahlabends:Gewonnen, zerronnen, nach München gekommen

Leslie Mandoki

Wird wohl in den Landtag einziehen: Leslie Mandoki.

(Foto: privat)

Überraschungen des Wahlabends: Früherer Dschinghis-Khan-Musiker Leslie Mandoki wohl bald im Landtag +++ Umstrittene CSU-Ministerin Merk gewinnt erstmals Direktmandat +++ SPD holt einzelnen Stimmkreis +++ Singende Bürgermeisterin holt die meisten FDP-Stimmen in Niederbayern +++ Die wichtigsten Sieger und Verlierer

  • Eine kleine Sensation schaffte die SPD-Kandidatin Ruth Waldmann im Stimmkreis München-Milbertshofen: Mit 33,8 Prozent gewann sie deutlich vor der CSU-Bewerberin Mechthilde Wittmann. Sie hat damit das bisher einzige SPD-Direktmandat des scheidenden SPD-Abgeordneten und Landtagsvizepräsidenten Franz Maget verteidigt.
  • Am Sonntagabend lag der Blick vor allem auf dem prominent besetzten Stimmkreis Schwabing, wo die zwei Minister Ludwig Spaenle (CSU) und Wolfgang Heubisch (FDP) unter anderem gegen die Grünen-Spitzenkandidatin für den Landtag, Margarete Bause, und die SPD-Bildungsexpertin Isabell Zacharias antraten. 2008 hatte Spaenle mit dem Vorsprung von nur 725 Erststimmen vor Zacharias den Stimmkreis geholt. Am Wahlabend sah es vorübergehend so aus, als könne Zacharias das Direktmandat gewinnen - am Ende musste sie sich dann doch wieder dem CSU-Konkurrenten geschlagen geben.
  • Leslie Mandoki, Ex-Dschinghis-Kahn-Musiker, wollte eigentlich für die CSU in den Landtag ziehen. Seine potentiellen Kollegen hätten sich auf ausufernde Redebeiträge freuen dürfen, dafür ist Mandoki berüchtigt. Doch daraus wird jetzt wohl nichts. Mandoki hatte zwar einen guten Listenplatz, aber nach den bisherigen Auszählungen nicht genügend Stimmen bekommen. Da hat auch das vorzeitige Lob von Harald Schwab, Chef des CSU-Kreisverbands Starnberg, nicht geholfen. Er bezeichnete Mandoki als Kandidat, "den man bei der CSU gar nicht erwarten würde". Die Wählerschaft offenbar auch nicht.
  • Der Wahlkreis-Nachfolger des ehemaligen CSU-Landtagsfraktionschefs Georg Schmid ist mit großer Mehrheit in den Landtag gewählt worden. Im Stimmkreis Donau-Ries erreichte der 38-jährige Wolfgang Fackler 52,8 Prozent der Erststimmen. Der Steuerjurist übernimmt das Mandat von Schmid, der wegen der Verwandtenaffäre als Fraktionschef zurückgetreten war. Schmid hatte seine Ehefrau als Bürokraft beschäftigt und üppig bezahlt, gegen den ehemaligen CSU-Spitzenpolitiker ermittelt die Staatsanwaltschaft.
  • Dem ehemaligen SPD-Fraktionsgeschäftsführer im Landtag, Harald Güller, der ebenfalls im Zuge der Verwandtenaffäre zurückgetreten war, schadete die Affäre dagegen nicht. Er konnte sein Erststimmenergebnis um etwa drei Punkte auf 25 Prozent steigern, gewann allerdings das Direktmandat nicht. In Augsburg gehen beide Direktmandate an die CSU-Kandidaten Johannes Hintersberger und Bernd Kränzle. Letzterer hatte im Juni für Aufsehen gesorgt, weil er zusammen mit einem Parteikollegen eine aufmüpfige Rentnerin mundtot machen wollte. Dafür hat Kränzle einen ordentlichen Rüffel von CSU-Chef Horst Seehofer einstecken müssen - Folgen für die Wahl: offenbar keine.
  • Die als singende Bürgermeisterin bekanntgewordene Josefa Schmid hat in Niederbayern die meisten Stimmen für die FDP geholt. Nach dem vorläufigen Endergebnis erhielt sie in Niederbayern gut 6000 Stimmen - etwa 700 mehr als der niederbayerische FDP-Bezirksvorsitzende Andreas Fischer. Da die FDP jedoch an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, zieht Schmid nicht in den Landtag ein. Die FDP-Politikerin hatte einen Song des Österreichers Rainhard Fendrich gecovert und ungefragt im Internet veröffentlicht. Nach tagelangem Streit einigte sich die Bürgermeisterin von Kollnburg mit dem Musikverlag, dass ihre Version schließlich doch wieder ins Internet gestellt werden darf.
  • Die Passauer Neue Presse berichtet von einem orangefarbenen Fleck im sonst schwarzen Landkreis Straubing-Bogen: In der kleinen niederbayerischen Gemeinde Niederwinkling hat FW-Kandidat und Bürgermeister Ludwig Waas mehr als 73 Prozent der Erststimmen geholt. Auch bei den Zweitstimmen liegen die Freien Wähler in Niederwinkling bei knapp 50 Prozent deutlich vor der CSU. Für das Direktmandat des gesamten Wahlkreises hat das aber natürlich nicht gereicht - das hat wie zu erwarten der CSU-Kandidat Josef Zellmeier bekommen, mit 54 Prozent.
  • CSU-Spitzenkandidat Horst Seehofer hat den neu geschaffenen Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen souverän erobert. Nach der Auszählung fast aller Stimmen lag der alte und neue Ministerpräsident mit 63 Prozent unangefochten an der Spitze. Im benachbarten Ingolstadt schaffte es seine Sozialministerin Christine Haderthauer mit 45,7 Prozent. Die CSU legte dort zehn Prozentpunkte zu.
  • Ilse Aigner, Seehofers potenzielle Kronprinzessin der CSU, hat in ihrem Stimmkreis Miesbach 56,8 Prozent der Erststimmen geholt. Damit hätte sie als Direktkandidatin gegenüber der Wahl vor fünf Jahren fast 15 Prozentpunkte für die CSU gutgemacht. 2008 holte Alexander Radwan das CSU-Mandat. Das Ergebnis dürfte Aigner eine gute Ausgangsposition für eine starke Zukunft in der CSU verschaffen.
  • Die Schlagzeilen um einen kostspieligen Kamerakauf haben CSU-Fraktionsvize Alexander König zwar nicht das Mandat gekostet, aber doch Verluste beschert. Im Stimmkreis Hof kam er bei den Erststimmen laut vorläufigem Ergebnis auf 40 Prozent - vor fünf Jahren hatte er noch 46,8 Prozent erreicht. Sein SPD-Konkurrent Klaus Adelt schaffte 33,6 Prozent. König war in die Kritik geraten, weil er auf Staatskosten mit Billigung des Landtagsamtes eine Luxuskamera im Wert von etwa 6000 Euro angeschafft hatte.
  • Monatelang hat die rechtspopulistische Partei "Die Freiheit" mit hasserfüllten Parolen gegen die geplante Moschee des Penzberger Imams Benjamin Idriz, Stimmung gemacht. Fast jedes Wochenende hatte Landeschef Michael Stürzenberger in München Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Genutzt hat ihm das nichts: Auf nur 0,2 Prozent kam die vom Innenministerium als verfassungsfeindlich eingestufte Partei in ihrer vermeintlichen "Hochburg" München. Stürzenbergers Hauptziel ist es, im Frühjahr in den Stadtrat der Landeshauptstadt einzuziehen.
  • Der amtierende Würzburger SPD-Oberbürgermeister Georg Rosenthal ist bei der Landtagswahl im Kampf um das Direktmandat gescheitert. Sein CSU-Konkurrent Oliver Jörg vereinte am Sonntag 39,4 Prozent der Erststimmen auf sich. Rosenthal hingegen konnte dem vorläufigen amtlichen Ergebnis zufolge nur 25,2 Prozent der Wähler im Stimmkreis Würzburg-Stadt überzeugen.
  • Seit etwa zehn Jahren ist Beate Merk bayerische Justizministerin, nun ist sie erstmals als direkt gewählte Abgeordnete im Landtag. Die 56 Jahre alte CSU-Politikerin holte im Stimmkreis Neu-Ulm 47,1 Prozent der Erststimmen, und lag damit weit vor dem SPD-Bewerber Karl-Martin Wöhner (20,5 Prozent). Merk wechselte im Herbst 2003 als Neu-Ulmer Oberbürgermeisterin nach München und hatte deswegen zunächst kein Landtagsmandat. Vor fünf Jahren kam sie über die schwäbische Liste ins Parlament, nun trat sie erstmals als Direktkandidatin an. Zuletzt stand Merk wegen des Falls Mollath massiv in der Kritik.
  • Der ehemalige Parteivorsitzende Erwin Huber ist in der CSU-Landtagsfraktion inzwischen ein Hinterbänkler. In seinem Wahlkreis Dingolfing hingegen ist er weiter beliebt: Er verteidigte sein Direktmandat mit 48 Prozent, das ist ein kleiner Zugewinn von einem Prozentpunkt. SZ-Kollegin Annette Ramelsberger hat Huber vor einigen Monaten im SZ-Magazin porträtiert. Titel: "Erwin, wie tief willst du noch sinken?"
  • Klaus Ernst ist bundesweit einer der bekanntesten Linken-Politiker, doch in seiner Heimatstadt Schweinfurt ist seine Partei bei der Landtagswahl unter die Fünf-Prozent-Marke gerutscht. Die Linke sackte nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis am Sonntag von 8,1 Prozent bei der vergangenen Wahl auf nun 3,8 Prozent ab.
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