Nachfolge-Debatte:Alois Glück rüffelt die JU

CSU-Politiker spricht von einer Inszenierung zugunsten Söders, die der Partei schade

Von Wolfgang Wittl

Der Streit über die politische Zukunft von CSU-Chef Horst Seehofer führt in seinem Heimatbezirk Oberbayern zu immer seltsameren Konflikten. Schon vor der Bundestagswahl hätten sich viele gefragt, ob Seehofer mit dann fast 70 Jahren noch mal als Ministerpräsident antreten müsse, sagte der Traunsteiner Landrat Siegfried Walch am Mittwoch dem Bayerischen Rundfunk. Der 33-Jährige zählt zu den acht oberbayerischen CSU-Kreisvorsitzenden, die sich bereits in einem Schreiben an Seehofer für einen Neubeginn ausgesprochen haben. Der ehemalige JU-Landesvize Walch favorisiert Finanzminister Markus Söder als Ministerpräsident.

Widerspruch bekommt Walch ausgerechnet vom bekanntesten CSU-Mann im Landkreis Traunstein, dessen Wort in der Partei immer noch großes Gewicht hat. Der frühere Landtagspräsident und Fraktionschef Alois Glück sagte der Süddeutschen Zeitung: Es gehe im Moment nicht um Seehofer oder andere Personen, sondern "um die Handlungsfähigkeit der CSU und die Durchsetzbarkeit ihrer Positionen" bei den Sondierungsgesprächen in Berlin. Stattdessen werde die CSU durch die täglich befeuerte Personaldebatte immer mehr als Partei wahrgenommen, die sich nur noch mit sich selbst beschäftige.

Scharfe Kritik übt Glück an der Jungen Union Bayern, die Seehofer am Wochenende aufgerufen hatte, er müsse "jetzt den Weg bahnen für einen geordneten Übergang an der Spitze der Staatsregierung". JU-Mitglieder hielten Schilder in die Höhe, auf denen sie Söder als neuen Ministerpräsidenten fordern. Söder hatte der JU bereits am Abend vorher zu ihrem Beschluss gratuliert: "Das ist eine Junge Union, die zeigt Rückgrat in der Partei. Meinen Respekt davor, toll gemacht." Glück sagt: Die Reaktionen anderer Parteien hätten gezeigt, "wie die Inszenierung der JU der CSU insgesamt schadet". Bei FDP und Grünen kamen nach dem JU-Treffen Zweifel auf, welchen Wert eine Vereinbarung mit Seehofer noch habe. Glück spricht als erster CSU-Mann offen von einer "Inszenierung" bei der JU. Auch die oberbayerische CSU-Chefin Ilse Aigner appelliert an ihre Partei, die Personaldebatte erst nach Abschluss der ersten Sondierungsrunde zu eröffnen, wie es der Parteivorstand beschlossen habe. Sie sagt, die Diskussion werde bislang "einseitig wahrgenommen", weil es "einseitige Wortmeldungen" gebe - zulasten Seehofers. Nach dem 18. November werde die Debatte dann von der ganzen Partei geführt, kündigt Aigner an: "Darauf können Sie sich verlassen."

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