Nach Kritik wegen Domspatzen-Bericht:Kardinal Müller fordert Entschuldigung

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, kritisiert Kardinal Gerhard Ludwig Müller für dessen Umgang mit den Übergriffen bei den Regensburger Domspatzen. Es tue ihm für die Opfer "außerordentlich leid, dass Kardinal Müller jetzt erneut die Chance verpasst, empathisch und mitfühlend zu reagieren", sagte Rörig am Donnerstag. Rörig hatte am Dienstag nach der Veröffentlichung des Abschlussberichts zur Aufklärung der Vorfälle gesagt, er hoffe nun, dass sich der frühere Regensburger Bischof Müller bei den Opfern entschuldigen werde. Dies wäre für die Betroffenen ein wichtiges Zeichen.

Müller hatte daraufhin erklärt, er sehe keinen Anlass dafür, im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der Übergriffe um Entschuldigung zu bitten. Er habe, nachdem 40 bis 50 Jahre nach den Untaten "nichts geschehen war", 2010 unmittelbar nach den ersten Meldungen über Übergriffe als damaliger Bischof von Regensburg den Aufarbeitungsprozess eingeleitet. In der Passauer Neuen Presse hatte Müller seinerseits Rörig aufgefordert, sich für "Falschaussagen und falsche Informationen, die verbreitet werden", bei ihm zu entschuldigen. "Ich weise den Vorwurf der Verschleppung zurück, weil er den Tatsachen diametral widerspricht", erklärte der Kardinal. In der italienischen Zeitung Corriere della Sera betonte Müller darüber hinaus, er habe angesichts der Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen "Scham für das, was in der Kirche passiert ist" empfunden. Im Abschlussbericht der Missbrauchsfälle werden Müller Versäumnisse vorgeworfen.

© SZ vom 21.07.2017 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: