Nach "Hart aber fair"-Takl:"Unsäglich und unterirdisch"

Opposition reagiert empört auf Joachim Herrmanns "Neger"-Satz

Von Wolfgang Wittl

Als Innenminister kommt Joachim Herrmann derzeit die Rolle des Asyl-Dauerbeauftragten der bayerischen Staatsregierung zu. Auch am Dienstag ist Herrmann ein gefragter Mann, doch um Asyl geht es diesmal in den seltensten Fällen. Alle Welt interessiert sich nur für ein Thema: Wie konnte er so einen Satz sagen?

Herrmann saß am Montagabend in der ARD-Talksendung "Hart aber fair" (natürlich ging es um Asyl), als ihm ein Wort entfuhr, das gesellschaftlich verpönt ist und auf dem Index steht. "Neger." Wörtlich sagte Herrmann: "Roberto Blanco war immer ein wunderbarer Neger, der den meisten Deutschen wunderbar gefallen hat." Noch während die Sendung lief, begann im Internet ein Shitstorm über den Innenminister hinwegzufegen. Nicht viel freundlicher fielen tags darauf die Reaktionen der Opposition im bayerischen Landtag aus.

"Unsäglich und unterirdisch" sei die Wortwahl des Innenministers, sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Margarete Bause: Durch die Verwendung dieses "rassistischen Begriffs" offenbare Herrmann seine "dumpfe Geisteshaltung, da helfen auch alle nachträglichen Rechtfertigungen nichts". Der Innenminister sei "geistig im vorletzten Jahrhundert stehengeblieben" und seinem verantwortungsvollen Job nicht gewachsen. Die Jusos forderten Herrmanns Rücktritt, der als "rechter Hardliner" mit seinen Äußerungen "Rassismus salonfähig" mache. SPD-Fraktionssprecher Markus Rinderspacher geißelte Herrmanns Satz als "ungeheuerliche Entgleisung". Der Minister müsse sich bewusst sein, "dass die Bezeichnung 'Neger' eine rassistische Provokation und Zeichen eines engstirnigen, fremdenfeindlichen Menschenbildes" sei. Statt auf eine besonnene Wortwahl in der Asyldebatte zu setzen, heize Herrmann die politische Stimmung erst so richtig auf.

Herrmann wies die Kritik als "typisches Oppositionsgeplänkel" zurück. Andererseits bedauere er sehr, dass der Satz "zu Missverständnissen geführt" habe. Er habe damit unmittelbar auf einen Einspieler der Sendung reagieren wollen, in dem ein Bayer sinngemäß sagte, "Neger" hätten im Freistaat nichts zu suchen, "die passen nicht zu uns". "Völlig indiskutabel" sei diese Aussage, sagt Herrmann. Das habe er mit dem Satz über Roberto Blanco zum Ausdruck bringen wollen. Zwischen dem Einspieler und Herrmanns Äußerungen waren allerdings bereits ein paar Minuten vergangen. Doch Herrmann schaltete sich just wieder ein, als ein weiterer Gast darauf noch einmal Bezug nahm. Jeder, der die Sendung gesehen habe, könne den Kontext erkennen, sagte Herrmann.

Vergangene Woche war der Innenminister bereits mit den Worten aufgefallen, der Vergleich zwischen Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg und Flüchtlingen von heute sei eine Beleidigung für alle Vertriebenen. Damit habe er Wirtschaftsflüchtlinge gemeint. Das Wort "Neger" verwende er normal nie, sagte Herrmann, "es ist mir fremd". Er sei entschiedener Gegner von Rassismus und bekämpfe ihn, wo es geht. Mit Roberto Blanco habe er bereits telefoniert, der Schlagersänger trage ihm nichts nach. Blanco bestätigte der SZ, dass ihn Herrmanns Worte nicht getroffen hätten. Der Mann ist immerhin Ehrenmitglied der CSU. Maßgeblich dazu beigetragen hat sein Satz: "Wir Schwarzen müssen zusammenhalten."

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