Nach den OB-Stichwahlen:Triumph der Unabhängigen

Die Grünen hatten sich große Hoffnungen gemacht, endlich einen OB zu stellen. Doch die erfüllten sich bei den Stichwahlen in fünf bayerischen Kommunen nicht. In drei Städten siegen parteilose Kandidaten.

Von Katja Auer, Heiner Effern, Petra Schnirch, Stefan Mayr und Wolfgang Wittl

Von Katja Auer, Heiner Effern, Petra Schnirch, Stefan Mayr und Wolfgang Wittl

Die Grünen müssen weiter darauf warten, in Bayern einen Oberbürgermeister stellen zu können. Die CSU hat in Landsberg/Lech zwar einen OB-Posten gewinnen können, dafür aber in Bayreuth eine besonders schmerzliche Niederlage erleben müssen. Und die eigentlichen Sieger der Stichwahlen vom Sonntag sind die Kandidaten der unabhängigen Gruppierungen.

Allen voran in Bayreuth, wo sich eine kleine Sensation ereignet hat: Dort wurde Oberbürgermeister Michael Hohl (CSU) abgewählt. Nur sechs Jahre war der 52-jährige Jurist im Amt, nun wird er von Brigitte Merk-Erbe von der "Bayreuther Gemeinschaft" abgelöst. Die 55-jährige Konrektorin eines Förderzentrums hatte Hohl beim ersten Wahlgang vor zwei Wochen in die Stichwahl gezwungen, nun siegte sie mit 52,8 Prozent der Stimmen. Hohl erhielt 47,2 Prozent.

Überraschend ist der Amtswechsel deswegen, weil es in Bayreuth weder ein dominantes Thema noch auffallend große Probleme gab. Im Wahlkampf wurde jedoch immer wieder die angebliche Arroganz Hohls kritisiert. Sichtlich bestürzt sagte der Abgewählte in einer ersten Reaktion, dass er noch keine Erklärung für das Ergebnis habe. "Eigentlich ist alles gut gelaufen und normalerweise wird man dann zum Weitermachen aufgefordert", sagte Hohl. Er habe im Wahlkampf "gegen Stimmungen" ankämpfen müssen. Merk-Erbe, die nun als erste Frau an der Spitze Bayreuths stehen wird, versprach nach ihrem Sieg mehr Offenheit im Rathaus. "Mir ist wichtig, dass wir miteinander reden", sagte sie.

In Oberbayern hatten sich die Grünen berechtigte Hoffnungen gemacht, erstmals einen Oberbürgermeister stellen zu können - doch ihre Kandidaten scheiterten in allen Stichwahl. Besonders bitter ist das für den Landtagsabgeordneten Ludwig Hartmann, der in Landsberg/Lech nur mit 295 Stimmen Rückstand gegen CSU-Bewerber Mathias Neuner verlor. In seiner kurzen Dankesrede bekräftigte der 45-jährige Sieger, dass er die Stadt nach der Millionenaffäre um riskante Derivatgeschäfte zu einem "Neuanfang" führen will: "Ich werde versuchen, wieder etwas mehr Ruhe in die Verwaltung zu bringen."

Verlierer Ludwig Hartmann versuchte der Niederlage positive Seiten abzugewinnen: "Fast 49 Prozent ist ein gigantischer Erfolg." Der 33-Jährige erwartet, dass dieser Achtungserfolg ihm einen Schub in der Landespolitik geben werde. Er werde aber auch der Stadtpolitik erhalten bleiben. Noch-OB Ingo Lehmann (SPD) war im ersten Wahlgang vor zwei Wochen mit 24,95 Prozent abgewählt worden.

Mehr erwartet hatten sich auch die Grünen in Freising, in der sie wegen des Kampfes gegen die dritte Startbahn am Flughafen stark sind. Am Ende siegte aber nicht ihr Kandidat Sebastian Habermeyer, sondern der erst 34-jährige Tobias Eschenbacher.

Der frühere CSU-Stadtrat hatte mit mehreren Anhängern die Gruppierung "Freisinger Mitte" gegründet. Zuvor hatte ihn seine alte Partei nicht als OB-Kandidat aufgestellt, zudem überwarf er sich mit ihr im Streit um die Startbahn. In einem aufwendigen Wahlkampf mit sieben Kandidaten hatte sich Eschenbacher schon im ersten Durchgang die meisten Stimmen gesichert, am Sonntag siegte er mit 57 Prozent gegen Habermeyer. "Die Freisinger Mitte hat im Wahlkampf sehr stark inhaltlich gearbeitet und erstmals flächendeckend ein Wahlprogramm verteilt - das gab es bisher noch nicht", erklärte Eschenbacher den Erfolg. Der bisherige OB Dieter Thalhammer (SPD) hatte die Altersgrenze erreicht.

Erwartet worden war die Niederlage der Grünen in Bad Reichenhall. Trotz aller Anstrengungen der Partei wird Oberbürgermeister Herbert Lackner (CSU) auch die kommenden acht Jahre die Kurstadt regieren. Er holte in der Stichwahl 56 Prozent. Der Kandidat der Grünen, der parteilose Bundeswehr-Oberst Manfred Hofmeister, kam auf 44 Prozent. Grünen-Landeschef Dieter Janecek zeigte sich trotz der drei Enttäuschungen zufrieden: "Mehr als 40 Prozent in großen Städten muss uns erst einmal jemand nachmachen", sagte er in Landsberg.

In Eichstätt jubelten die Freien Wähler und all diejenigen, die sich einen Neuanfang gewünscht hatten. Mit 71,9 Prozent der Stimmen setzte sich Andreas Steppberger unerwartet deutlich gegen Walter Eisenhart (CSU) durch. Amtsinhaber Arnulf Neumeyer (SPD) hatte nach 18 Jahren nicht mehr kandidiert. Der 35-jährige Rechtsanwalt Steppberger, der bisher nicht einmal in der Stadt wohnte, warb im Wahlkampf bewusst mit dem Blick von außen. Eisenharts Hoffnungen auf einen einmaligen Denkzettel im ersten Wahldurchgang erfüllten sich hingegen nicht. Der Freund Horst Seehofers sitzt seit 16 Jahren im Stadtrat, in dem die CSU über die Hälfte der Sitze verfügt - dennoch vertrauten die Eichstätter einem Externen.

Wenig überraschend ging dagegen die Stichwahl im Landkreis Ansbach aus. Dort siegte klar Jürgen Ludwig von der CSU, der schon im ersten Wahlgang deutlich vorne lag. Er erhielt am Sonntag 60,3Prozent der Stimmen. Kurt Unger von der SPD, der bisherige stellvertretende Landrat, kam auf 39,7 Prozent. Eine Neuwahl war nötig geworden, weil der bisherige Landrat Rudolf Schwemmbauer (CSU) aus gesundheitlichen Gründen aus sein Amt verzichtet.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: