Nach dem Feuer in Schneizlreuth:"Das ist der Horror"

Großbrand in einem Eventhotel

Der Dachstuhl des Gästehauses ist komplett ausgebrannt.

(Foto: dpa)

Ein Dorf ringt um Normalität: Nach dem verheerenden Brand in einem Gästehaus mit sechs Toten sind die Menschen in Schneizlreuth fassungslos. Die Angehörigen müssen auf die Idenfizierung der Opfer noch ein paar Tage warten.

Von Heiner Effern, Schneizlreuth

Staatskanzleichef reist an

Am Tag nach dem verheerenden Feuer steht Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) in Trauerkleidung vor der Kirche in Schneizlreuth. Vom Portal aus kann man direkt hinüberblicken zum abgebrannten Gästehaus, in dem in der Nacht von Freitag auf Samstag sechs Menschen in den Flammen umkamen. "Erst vor einer Woche hatten wir einen Tornado mir enormen Sachschaden, aber nur wenigen Leichtverletzten, heute haben wir einen überschaubaren Brandort mit katastrophalen Folgen", sagt der Staatskanzleichef.

Er bringt auf "ausdrückliche Bitte von Ministerpräsident Horst Seehofer" mit seinem Besuch am Brandort die Betroffenheit der Staatsregierung zum Ausdruck. "Das ist etwas, was uns natürlich aufrührt", sagt Huber. Der Tag nach der Katastrophe, der Pfingstsonntag, stehe im Zeichen der Trauer. Danach müsse auch die Aufarbeitung des Feuers erfolgen.

Brandfahnder gehen von einem technischen Defekt aus

Die Brandfahnder des Landeskriminalamts und die Kriminalpolizei Traunstein gehen derzeit davon aus, dass ein technischer Defekt an einem Stromkasten die Ursache sein könnte. Dort soll am Samstag gegen drei Uhr im Flur das Feuerausgebrochen sein. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich nach Polizeiangaben 47 Mitarbeiter der Firma Lindner aus dem niederbayerischen Arnstorf in dem historischen Bauernhaus, das eine Eventfirma zum Gästehaus mit Partystadel umgebaut hatte. Sechs Männer zwischen 30 und 40 Jahren schafften die Flucht aus dem oberen Stockwerk nicht.

Der Schneizlreuther Bürgermeister Wolfgang Simon denkt nach der größten Brandkatastrophe, den sein Ort wohl erlebt hat, vor allem an die Hinterbliebenen. "Wahnsinn. Das ist der Horror. Man erwartet am Nachmittag seinen Angehörigen, dann kommt der Anruf oder die Polizei steht vor der Tür und es heißt: Tut uns leid wir, haben hier eine schlechte Nachricht."

Eventfirma hat einen guten Ruf im Ort

Die Eventfirma, die zum Beispiel Rafting oder Canyoning anbietet, genießt einen guten Ruf im Dorf. "Ihre Arbeit war gute Werbung für uns. Das sind zuverlässige Menschen, die das betreiben." Auf ihrer Homepage drückt die Firma den Angehörigen ihr Beileid aus. "Bei einem katastrophalen Brand in der Nacht vom 22. auf den 23.5. ist unser Outdoorzentrum zerstört worden. Unsere Gedanken und tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden der Opfer. Wir bedauern sehr, was passiert ist, und wünschen den Verletzten eine schnelle Genesung."

Kreisbrandrat Josef Kaltner lobt die Mitarbeiter der Firma für ihre beherzte Hilfe bei der Rettung der Gäste. Viele konnten über Leitern vom Balkon gerettet werden, die die Beschäftigten des Event-Unternehmens beschafft hatten. Einige ihrer Kunden sprangen in die Tiefe. Die Polizei meldete sieben Verletzte, die "in umliegende Krankenhäuser und Spezialkliniken" gebracht werden mussten. Die Todesopfer schliefen wohl unter dem Dachstuhl.

Keine Chance für die Opfer

"Als wir eingetroffen sind, ist dieser Dachraum schon in Vollbrand gestanden", sagt Einsatzleiter Andreas Rohrbacher, Kommandant der Feuerwehr Schneizlreuth. Ein schnelles Löschen sei wegen der schwierigen Holzkonstruktion des Daches nicht möglich gewesen. Der Brand sei im Flur direkt in der Nähe der Treppe ausgebrochen, weshalb dieser Fluchtweg versperrt gewesen sei. Nach außen sei ein Entkommen wegen des dichten Rauchs kaum möglich gewesen. "Die haben in der kurzen Zeit keine Chance gehabt."

Großbrand in einem Eventhotel

Als die Feuerwehr eintraf, stand das Haus schon komplett in Flammen.

(Foto: dpa)

Die Feuerwehr geht davon aus, dass die Männer durch das Einatmen giftiger Gase gestorben sind. Die offizielle Todesursache wird das Institut für Rechtsmedizin in München ermitteln, das die Obduktion und die Identifizierung der Toten vornimmt. Die Angehörigen, die noch am Samstag zum Katastrophenort reisten, wurden von einem Kriseninterventionsteam betreut. Firmenchefin Stefanie Lindner aus Arnstorf zeigte sich in der Passauer Neuen Presse bestürzt. "Es ist eine schlimme Tragödie, wir können es alle noch gar nicht richtig fassen, was da passiert ist."

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