Nach dem Bürgerentscheid:Befreiungsschlag für Augsburg

Die Augsburger haben sich gegen einen Tunnel unter dem Königsplatz entschieden - und gegen einen Denkzettel für den Bürgermeister. Jetzt ist der Weg frei in Richtung Zukunft.

S. Mayr

Die Augsburger haben einen wichtigen Schritt in die Zukunft gemacht, die Augsburger haben ihren strauchelnden Oberbürgermeister Kurt Gribl aus der größten Bedrängnis seit seinem Amtsantritt 2008 befreit. Obwohl sie allen Grund dazu gehabt hätten, dem CSU-Mann einen Denkzettel zu verpassen, zeigten sie Größe und Vernunft - und gaben dem überfälligen Großprojekt Mobilitätsdrehscheibe endlich grünes Licht.

Bürgerentscheid Augsburg

Die Augsburger haben sich in einem Bürgerentscheid gegen den Bau eines Tunnel unter dem Königsplatz ausgesprochen. (Archiv) 

(Foto: dpa)

Viele Beobachter hatten geunkt, die Bürger würden den Bürgerentscheid nutzen, um ihr Stadtoberhaupt abzuwatschen für die unzähligen erfolglosen und peinlichen Aktionen, die seit 2008 Negativ-Schlagzeilen verursachten. Zum Beispiel das Verbot von Dönern im Stadtzentrum oder die Schließung des historischen Stadtbads. Jetzt lacht ganz Bayern auch noch über den Murks im Eisstadion, in dem die Zuschauer seit dem Umbau kaum noch die Eisfläche sehen können.

Doch trotz des Ärgers ließen sich die Augsburger nicht vom Bauchgefühl beeinflussen, sondern gaben Gribl und seinem Team eine Chance. Sie folgten den Argumenten all jener Experten und Institutionen, die sich nahezu einmütig gegen den Tunnel ausgesprochen hatten. Nur Freie Wähler, FDP, Bayernpartei und die Partikular-Initiative "Neue Augsburger Mitte" wollten den Tunnel.

Sie prophezeien dem umgestalteten Stadtzentrum nun den Verkehrskollaps. Doch selbst wenn dieser eintreten würde: Er wäre immer noch das kleinere Übel, verglichen mit der Blockade der dringend nötigen Neugestaltung von Königsplatz und Hauptbahnhof. Die Augsburger haben kapiert, dass ihre in vielerlei Hinsicht geplagte Stadt jetzt keine Endlosdebatten und Dauernörgler mehr braucht, sondern einen Aufbruch. Jetzt ist es an OB Gribl, diesen - womöglich letzten - Vertrauensvorschuss nicht zu verspielen.

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