Münchner Olympiabewerbung:"Es fehlt ein Schlachtplan"

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Sie sollten sich für die Winterspiele 2018 in München stark machen. Nun kommt ausgerechnet von ihnen heftige Kritik: Frühere Olympia-Sieger werfen Bogner und seiner Gesellschaft schlechte Kommunikation vor.

Silke Lode und Christian Krügel

Willy Bogner ist stolz auf die Botschaft, die er am Freitag verkünden konnte: 26 neue Olympia-Botschafter hat seine Bewerbungsgesellschaft gewinnen können, ab sofort sollen 98 aktive und ehemalige Olympioniken sich für Münchens Bewerbung für die Winterspiele 2018 stark machen. Diese "erfolgreichen Sympathieträger" sollten "den olympischen Funken auf die Bevölkerung übertragen".

Heftige Kritik an der Bewerbungsgesellschaft und der Stadt München: Frühere Olympiasieger werfen den Verantwortlichen katastrophale Kommunikation vor. (Foto: ddp)

Doch ausgerechnet aus den Reihen dieser Sympathieträger kommt nun heftige Kritik an Bogner und seiner Gesellschaft, aber auch an der Stadt München und ihrer Olympia-Bewerbung. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung werfen die Olympia-Sieger Klaus Wolfermann, Erhard Keller und Manfred Schnelldorfer den Verantwortlichen mangelnde Organisation und Koordination sowie katastrophale Kommunikation mit allen Beteiligten vor. "Es fehlt bei der Bewerbungsgesellschaft eine Richtung, eine Einteilung und ein Auftrag, wer wie wo eingesetzt werden könnte", sagt Wolfermann, 1972 Olympiasieger im Speerwerfen.

Erhard Keller, Doppel-Olympiasieger im Eisschnelllauf, geht noch weiter: "Die Sportbotschafter haben für die Bewerbungsgesellschaft eine Alibi-Funktion." Willy Bogner, der Bewerbungsgesellschaft und der Stadt sei es in keiner Weise gelungen, aktive und frühere Spitzensportler sowie die Vereine in der Region einzubinden. "Eine Verbindung zwischen der Bewerbung und dem Sport sehe ich überhaupt nicht", sagt Manfred Schnelldorfer, der 1964 Gold im Eiskunstlauf gewann. Die Münchner Bewerbung könne nur erfolgreich sein, wenn es in der Bevölkerung eine ähnliche Euphorie wie vor den Spielen 1972 gebe.

Doch dafür tue niemand etwas. Im Gegenteil: Die Stadt streiche Leistungssportlern Trainingsmöglichkeiten, die Bewerbungsgesellschaft überlasse ihre Werbeträger ohne Konzept sich selbst, eine offene und faire Auseinandersetzung mit Skeptikern finde nicht statt. Besonders in Garmisch: "Die Kommunalpolitiker und die höheren Funktionäre der Bewerbungsgesellschaft müssen da hingehen und zu Kreuze kriechen", fordert Erhard Keller. Offenbar bringe aber die Favoritenrolle "eine gewisse Bequemlichkeit mit sich", so Schnelldorfer. "Es fehlt ein Schlachtplan", sagt Klaus Wolfermann.

Jochen Färber, Sprecher der Bewerbungsgesellschaft, weist die Kritik zurück. Er glaubt, dass die Sportbotschafter keine genauere Anleitung brauchen. "Da muss man denen nicht viel an die Hand geben. Wie das Konzept für 2018 funktioniert, sollen andere erklären." Am Sonntag sollen die Botschafter die Gelegenheit bekommen, sich zu treffen: In der Allianz-Arena kickt der FC Bayern in einem Benefizspiel gegen die "Winterstars" - ein Team, dem auch Sportbotschafter angehören.

© SZ vom 07.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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