Die Grünen haben womöglich bald eine potentielle OB-Kandidatin weniger: Landeschefin Theresa Schopper sagte im Gespräch mit der SZ, dass sie ihre Bewerbung überdenken wird, falls ihr Mann Boris Schwartz tatsächlich Kommunalreferent in München werden will. Schopper könnte sonst - sollte sie tatsächlich als Oberbürgermeisterin gewählt werden - die Chefin ihres Mannes werden. "Wir Grüne haben da klare Regeln und finden das nicht gut", meint Schopper.
Grünen-Stadtrat Schwartz bestätigte, dass er sich auf jeden Fall bewerben werde. Unklar ist, ob Schwartz alle Anforderungen erfüllt, die das Gesetz an Wahlbeamte in Bayern stellt. So spricht der Umweltingenieur selbst offen an, dass er einen Fachhochschul- und keinen Universitätsabschluss habe.
Grünen-Fraktionschef Siegfried Benker hält ihn trotzdem für "qualifiziert und kompetent". Schwartz sei der Wunschkandidat der Grünen - und die haben das Vorschlagsrecht für den vakanten Posten.
Die Konsequenz, die Theresa Schopper ziehen will, hält Benker jedoch nicht für zwingend: "Man müsste das Kommunalreferat nur organisatorisch einem anderen Bürgermeister zuordnen", meint Benker und fügte hinzu: "Ich würde es bedauern, wenn Theresa Schopper zurückzieht." Schopper kündigte jedoch an, wohl schon in der kommenden Woche eine Entscheidung zu treffen. Über den Kommunalreferentenposten wird zwar erst Ende Januar entschieden, aber so lange wolle sie "sicher nicht" warten.
Leicht fällt ihr ein Rückzug nicht, zumal sich SPD und CSU mit Dieter Reiter und Josef Schmid auf zwei Männer als OB-Kandidaten festgelegt haben. "Es spricht bei den Grünen einiges für eine Frau", meint Schopper. "Aber wir müssen auch sehen, mit wem man mindestens 50 Prozent schafft. Da ist allein das Geschlecht nicht ausschlaggebend." Am Anfang habe sie das Gefühl gehabt, sie sei "ganz gut dabei" - als Kandidatin, die weiß, wie man über den eigenen Tellerrand hinaus mobilisiert. Als sie sich für ihre Kandidatur entschieden habe, habe noch niemand wissen können, dass Kommunalreferentin Gabriele Friderich nach Bremen gehen würde und ausgerechnet ihr Mann sich als Nachfolger bewerben würde. Für Schopper heißt das mit Blick auf ihre eigenen Ambitionen: "Mal sehen."
Neben der Frage eines Rückzugs Schoppers hat die unerwartet frühe Festlegung der SPD auf Dieter Reiter neuen Schwung in die Kandidatendebatte der Grünen gebracht. Stadträtin Sabine Nallinger, die ebenso wie Bürgermeister Hep Monatzeder und der frühere Stadtchef Nikolaus Hoenning antreten will, wirbt schon länger dafür, dass es Zeit für eine Frau an der Stadtspitze sei. "Mit einem weiteren männlichen OB-Kandidaten wird die Diskussion bei uns natürlich neu entfacht, tatsächlich eine Frau aufzustellen", meint Nallinger jetzt.
Monatzeder mahnt jedoch wie Schopper, die Geschlechterfrage nicht in den Vordergrund zu stellen: "Wir müssen weit in die bürgerliche Mitte hineinreichen, wenn wir die Wahl gewinnen wollen." Die entscheidende Frage müsse deshalb sein, wer die größten Erfolgschancen habe. Von der Kandidatenkür sind die Grünen noch ein gutes Stück entfernt: Noch steht nicht einmal das Verfahren, mit dem sie ihren OB-Kandidaten auswählen wollen, und zumindest Monatzeder sieht Verhandlungsbedarf. Stadtchefin Katharina Schulze sagte, der Vorstand wolle im Januar das fertige Konzept vorstellen.
Doch womöglich kommt - OB-Foren hin oder her - noch ein ganz anderer Vorschlag auf den Tisch: einige Grüne wollen nach SZ-Informationen eine Mitgliederbefragung beantragen. Diese würde wohl vor allem dem allseits bekannten Bürgermeister Monatzeder helfen.