München:Brunner soll im Kabinett bleiben

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Seehofer umwirbt seinen Agrarminister, damit der eine Legislaturperiode dranhängt

Von L. Schnell, W. Wittl, München

Die Frage hat derzeit Konjunktur in der CSU: Warum sollte jemand aufhören, wenn er für unverzichtbar gehalten wird - oder sich selbst für unverzichtbar hält? Horst Seehofer hat die Antwort als Erster gegeben, wie es sich für einen Chef gehört. Er hat angekündigt, erneut als Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender antreten zu wollen. Als nächste folgte Barbara Stamm. Die Landtagspräsidentin hat sich noch nicht offiziell geäußert, aber auch sie soll nach dem Wunsch von Seehofer und Parteifreunden über die Landtagswahlen 2018 hinaus an Bord bleiben. Zu wichtig sei ihre Rolle als innerparteiliche Moderatorin und Stimmenkönigin.

Der nächste in dieser CSU-Fortsetzungsgeschichte ist jetzt offenbar Landwirtschaftsminister Helmut Brunner. Der Niederbayer hatte Anfang vergangenen Jahres verkündet, 2018 werde für ihn Schluss sein. Brunner, ein geerdeter Bayerwäldler, hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er ein Ministeramt nur als eine Aufgabe auf Zeit sieht und das Leben andere Dinge bereithält als Kabinettsvorlagen und Sitzungen. Brunner soll seine Meinung zwar noch nicht geändert haben, verlautet aus der CSU, dafür sind immer mehr Parteifreunde der Meinung, dass er das tun sollte - allen voran Seehofer. Nach Stamm soll nun Brunner, 62, an der Reihe sein, um zum Weitermachen bewegt zu werden.

Der Ministerpräsident äußert sich jedenfalls auffallend lobend über seinen Agrarminister. Seehofer schätzt an Brunner seine Unaufgeregtheit, seinen Sachverstand und vor allem seine Fähigkeit, an der nicht immer einfachen Landwirtschaftsfront für Ruhe zu sorgen. Die 100 000 Bauern in Bayern verfügen zwar nicht mehr über die Macht, die sie schon einmal hatten. Aber als traditionelle Klientel sind sie mächtig genug, um der CSU Respekt einzuflößen. Dass Brunner sich mitunter sogar gegen die Linie des Bauernverbands durchsetzt, hat ihm nicht geschadet.

Seehofer dürfte eine erneute Kandidatur Brunners auch parteiintern gelegen kommen. Sie würde ihm helfen, den für die CSU wichtigen Regionalproporz ohne größere Veränderungen wahren zu können. Brunner ist der einzige Minister aus Niederbayern in Seehofers Kabinett, viele weitere Optionen gibt es nicht. Der Deggendorfer Bernd Sibler gilt als rühriger Hochschulstaatssekretär. Auch dem parlamentarischen Geschäftsführer der CSU-Landtagsfraktion, Josef Zellmeier aus Straubing, wird ein Kabinettsposten zugetraut. Aber ob es gleich zum Minister reicht?

Kabinettskollegen scherzen mittlerweile sehr offen darüber, dass Brunner weitermachen werde. Nicht einmal die Gegenwart des Ministers hindert sie daran. Brunner schweigt dann nur. Er wolle sich künftig mehr um seine Familie und den eigenen Hof in seiner Heimat Zachenberg kümmern, sagte er, als er Parteifreunden im Februar 2016 seinen Abschied ankündigte.

Als Kandidat für seine Nachfolge galt Stefan Ebner, der ihn schon als CSU-Kreischef beerbte. Ebner bewirbt sich im September um das Amt des Regener Landrats. Im Fall einer Niederlage hätte er wohl den Zugriff auf Brunners Landtagsmandat bekommen. Durch den Abschied des amtierenden Landrats Michael Adam (SPD) aus der Politik dürften Ebners Chancen bei der Landratswahl jedoch nicht gesunken sein. Aber auch so wird die Regener CSU Brunner kaum eine weitere Amtszeit verwehren, sollte er als Minister wieder für den eigenen Landkreis antreten wollen. Die Entscheidung fällt wohl nach dem 24. September, dem Tag der Landrats- und Bundestagswahl.

© SZ vom 28.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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