Mordprozess in Deggendorf:Der Täter schweigt

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Ein 20-jähriger Kfz-Mechatroniker soll auf seine Freundin eingestochen und sie dann bei lebendigem Leib angezündet haben. Nun steht er in Deggendorf vor Gericht - und verweigert die Aussage.

Wegen der Ermordung seiner Ex-Freundin muss sich seit Dienstag ein 20-Jähriger vor dem Deggendorfer Landgericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen, die 18-Jährige bei lebendigem Leib angezündet zu haben.

Der Angeklagte im Verhandlungssaal des Landgerichts in Deggendorf: Der 20-Jährige schweigt während der Vernehmung.  (Foto: dpa)

Der Angeklagte wurde in Fußfesseln in den Gerichtssaal geführt, er verweigerte zu Beginn des Prozesses vor der Jugendkammer die Aussage. Teilnahmslos, fast reglos wirkte er, als Details aus einer früheren Vernehmung verlesen werden, bei der er die Tat gestanden hatte.

Laut Anklageschrift hatte der junge Mann die Frau am 3. Februar in ihrer Wohnung aufgesucht und während eines Streits auf sie eingestochen. Anschließend soll er sein noch lebendes Opfer mit Benzin übergossen und angezündet haben. Dabei kam es zu einer Explosion, vier Bewohner des Mehrfamilienhauses erlitten bei dem Feuer Rauchvergiftungen. Der 20-Jährige wurde kurz nach der Tat festgenommen. Er sitzt in Untersuchungshaft. Die 18-Jährige hatte sich wenige Tage vor der Tat von ihrem Freund getrennt. Die Eltern der Frau treten als Nebenkläger auf.

Die Anklage wirft dem Kfz-Mechatroniker Mord in Tateinheit mit Brandstiftung mit Todesfolge sowie fahrlässiges Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und Körperverletzung vor. Der Staatsanwalt sagte, der junge Mann habe seine Tat "heimtückisch, grausam und mit gemeingefährlichen Mitteln" begangen.

Nach Ansicht des Staatsanwalts hatte der 20-Jährige den Mord geplant. Vor der Tat habe er ein Messer, mehrere Hämmer und 40 Liter Benzin gekauft. Bei der Aussprache mit der Freundin habe er dann "unvermittelt" ein Messer gezogen und auf sein Opfer eingestochen. Die Frau erlitt schwere Schnittverletzungen an Hals und Rücken. Anschließend habe der Mann seine Ex-Freundin mit Benzin übergossen und angezündet.

Dem Täter sei bewusst gewesen, dass die Frau zu diesem Zeitpunkt noch am Leben war, betonte der Staatsanwalt. Der zuständige Rechtsmediziner sagte vor Gericht, die Obduktion der Leiche habe ergeben, dass das Opfer mit Sicherheit noch gelebt habe, als das Feuer gelegt wurde. Unklar sei lediglich, ob die Frau noch bei Bewusstsein gewesen sei.

Eine Polizeibeamtin berichtete vor Gericht von den ersten Aussagen des Angeklagten unmittelbar nach seiner Festnahme. Dabei habe der 20-Jährige angegeben, er habe sich ursprünglich selber das Leben nehmen wollen. Er sei in der Absicht zur Freundin gefahren, sich bei ihr zu entschuldigen. Anschließend hätte er sich vor ihren Augen mit dem Messer verletzen und anzünden wollen. Allerdings sei das Gespräch aus dem Ruder gelaufen, habe der Täter weiter berichtet. Als das Mädchen gesagt habe, sie habe ihn nie wirklich geliebt, sei er ausgerastet und mit dem Messer auf sie losgegangen.

Der 20-Jährige habe außerdem berichtet, schon länger mit Depressionen zu tun zu haben und sich mit Selbstmordgedanken zu tragen, sagte die Polizistin. Den Ermittlungen zufolge hatte der junge Mann schon Monate vor der Tat in zahlreichen SMS-Botschaften an Freunde und Bekannte von Suizid gesprochen.

© SZ vom 17.08.2011/Uli Scherr, dapd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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