Mordfall Baumer:Neuer Verdacht gegen Ex-Verlobten

Sein Anwalt spricht von einer Hetzjagd: Christian F. stand im Verdacht, seine Verlobte Maria Baumer umgebracht zu haben. Jetzt wird erneut gegen den Mann ermittelt - wegen Missbrauchs.

Von Wolfgang Wittl, Regensburg

Im mysteriösen Mordfall Maria Baumer bleibt deren früherer Verlobter Christian F. weiter im Visier der Polizei. Wie die Staatsanwaltschaft Regensburg bestätigt, wurde gegen den 30-jährigen Krankenpfleger erneut ein Ermittlungsverfahren aufgenommen. Diesmal geht es um den Verdacht des sexuellen Missbrauchs eines Minderjährigen. Es ist innerhalb eines Jahres bereits das dritte Ermittlungsverfahren gegen F. Dessen Anwalt spricht inzwischen von einer öffentlichen Hetzjagd auf seinen Mandanten.

F. wird vorgeworfen, an einem heute 21 Jahre alten Mann sexuelle Handlungen vorgenommen zu haben. Die Vorfälle hätten sich zwischen den Jahren 2004 und 2007 ereignet. Bei dem möglichen Opfer handelt es sich um einen Schüler der Regensburger Domspatzen. Auch der neun Jahre ältere F. besuchte das Musikgymnasium, beide kannten sich offenbar. Zu den Vorgängen mit dem Minderjährigen sei es nicht auf dem Schulgelände gekommen. Die Mittelbayerische Zeitung berichtet von einem Austausch von Zärtlichkeiten auf einer Party. Ob die Vorwürfe für eine Anklage ausreichen, konnte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch nicht sagen. Die seit Juni laufenden Ermittlungen könnten sich noch Monate hinziehen.

Die Anhaltspunkte für die neuen Anschuldigungen ergeben sich laut Staatsanwaltschaft aus den Ermittlungen im Fall Baumer. Dasselbe traf bereits auf die Vorwürfe gegen F. im Juni dieses Jahres zu, als ihm gefährliche Körperverletzung vorgehalten wurde. Der Krankenpfleger soll einer 21-Jährigen ohne deren Wissen betäubende Medikamente verabreicht haben. Die Frau, eine Patientin des Bezirksklinikums, habe sich nicht erinnern können, was in den folgenden gemeinsamen Abendstunden geschehen sei. F. kam in Untersuchungshaft. Der Haftbefehl wurde außer Vollzug gesetzt, blieb aber weiter aufrecht erhalten. Seitdem muss sich F. zweimal in der Woche bei der Polizei melden.

Die derzeitigen Anschuldigen seien "08/15-Ermittlungen"

F.s Anwalt Michael Haizmann kritisiert das Vorgehen der Polizei scharf. Das Leben seines Mandanten sei im Zuge der Ermittlungen im Fall Baumer "komplett umgegraben" worden. "Man hat so lange gesucht, bis man meint, etwas gefunden zu haben", sagt Haizmann. Die derzeitigen Anschuldigungen seien 08/15-Ermittlungen, wie es sie in Bayern hundertfach gebe.

Angehörige halten den Ermittlern seit Monaten vor, ungebührlich großen Druck auf F. und sein Umfeld auszuüben. "Durch ständig wiederholte Vorladungen, Anschuldigungen und Durchsuchungen" würde die Polizei "Angst und Schrecken verbreiten", hieß es. Die Staatsanwaltschaft weist Vorwürfe zurück, man wolle F. "weichkochen". Es sei die Pflicht der Ermittler, den aus dem Fall Maria Baumer resultierenden Untersuchungsergebnissen nachzugehen. Unabhängig davon stehe F. weiter im Fokus der Ermittlungen, was den ungeklärten Tod seiner früheren Verlobten angehe.

Keinen hinreichenden Tatverdacht gegen F.

Die Vorsitzende der katholischen Landjugend war Pfingsten 2012, wenige Monate vor der geplanten gemeinsamen Hochzeit, spurlos verschwunden. Christian F. soll als letzte Person aus dem Umfeld Kontakt zur damals 26-Jährigen gehabt haben. Sie habe ihm telefonisch völlig überraschend mitgeteilt, plötzlich eine Auszeit nehmen zu wollen. 15 Monate später wurden Baumers sterbliche Überreste in einem Waldstück bei Regensburg gefunden. F. saß als Hauptverdächtiger sieben Wochen in Untersuchungshaft, wurde aber wieder freigelassen. Das Landgericht Regensburg sah keinen hinreichend dringenden Tatverdacht.

F. hat alle Anschuldigungen stets bestritten. Im Sommer zog er öffentlichkeitswirksam einen privaten Ermittler hinzu, der Beweise für seine Unschuld liefern soll. Sein Anwalt hält davon nichts. Mit dieser Aktion mache sich sein Mandant für die Polizei nur interessant und provoziere so letztlich "eine Hetzjagd".

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