Mode:Von der staatspolitischen Relevanz der Unterhose

Schlüpfer von Eva Braun für 2900 Pfund versteigert

Die Unterhose von Eva Braun war einem Sammler tatsächlich 3000 Euro wert.

(Foto: dpa)

In London wurde ein politisch kontaminiertes Textil versteigert - die zartlila Unterhose von Eva Braun. Und wie hielten es die Herren so, untendrunter?

Glosse von Hans Kratzer

An politischen Erschütterungen hat es in den vergangenen Tagen nicht gemangelt. Der Bauausschuss von Karlsfeld votierte für eine Parküberwachung in der Ortsmitte, der Gemeinderat von Oberhaching stritt über die Frage, ob er eine Straße nach einer Frau benennen soll, und in London wurde eine politisch kontaminierte Unterhose versteigert.

Diese war einst im Besitz der blonden Münchnerin Eva Braun, die sich als Ehefrau von Adolf Hitler einen schlimmen Ruhm erworben hat. Dass wir in wirren Zeiten leben, zeigt diese Unterhose allerdings par excellence. Ein Nazi-Devotionalien-Jäger hat tatsächlich 3000 Euro für dieses mit Spitzen besetzte Textil von zartem Lila hingeblättert.

Dabei bringt uns auch diese Unterhose in der Frage nach dem Ursprung des Bösen keinen Schritt weiter. Sie belegt höchstens, dass es die Nazi-Frauen unten drunter gerne mondän hatten. Aber auch die Kaiserin Sisi besaß bereits feine Unterhosen, allerdings provozierte sie damit noch Skandale. Frauen trugen im Feudalzeitalter höchstens Unterröcke, aber keine Unterhosen.

Über das Habsburgerreich hinaus aber hatte die Unterhose nur geringe staatspolitische Relevanz. Selbst die multilaterale Bayerische Verfassung schweigt zur Frage, welches Unterkleid geziemend sei. Die Männer frönten lange Zeit einem Einheitslook, sie steckten ihren Unterleib sommers wie winters in lange graue Wollunterhosen mit schweren Gummizügen. Weil sie innen aufgeraut waren, liefen die Oberschenkel häufig feuerrot an.

Als der Grauton der langen Unterhose im Laufe der Zeit durch die Farbe weiß ersetzt wurde, ging dies einher mit der bis heute schwelenden Streitfrage, ob die Männerhaut normalen Feinripp verdient oder doch nach Doppelripp lechzt. Leider zählt es zu den Kollateralschäden der Globalisierung, dass weiße Feinrippunterhosen in den Textilkaufhäusern nur noch als Randsortiment geführt werden. Sie werden überwiegend von älteren Damen gekauft, deren Männer einer Generation angehören, die einst vom Dorflehrer noch ermahnt wurde, mindestens einmal in der Woche die Unterhose zu wechseln.

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