Oberbayern:Der Staatsschutz ermittelt in Mittenwald

Auf dem umstrittenen Ehrenmal hat die örtliche Polizei politisch motivierte Parolen entdeckt.

Von Matthias Köpf, Mittenwald

Die allermeisten Menschen in Mittenwald sind mit den Gebirgsjägern in der örtlichen Edelweiß-Kaserne ebenso im Reinen wie mit der umstrittenen Traditionspflege der Truppe am 1957 errichteten Ehrenmal auf dem Hohen Brendten. Selbst mit denen, die diese Traditionspflege immer wieder als Beschwörung des alten Ungeists aus Wehrmachtszeiten angeprangert haben, hat sich die Gemeinde im Jahr 2010 arrangiert und einem entsprechenden weiteren Mahnmal einen Platz an der örtlichen Mittelschule gegeben.

Seither sind die Proteste gegen die Gedenkfeiern abgeflaut, die der "Kameradenkreis der Gebirgstruppe" jedes Jahr zu Pfingsten auf dem Brendten abhält. Doch nun hat offenbar doch wieder ein Gegner zur Spraydose gegriffen und am Ehrenmal Slogans hinterlassen, die ein Polizist bei einem ersten Versuch selbst mit einem Spachtel kaum entfernen konnte. Jetzt ermittelt in Mittenwald wieder der Staatsschutz.

Den hat die örtliche Polizeiinspektion eingeschaltet, weil die Parolen denen früher Kundgebungen gleichen und offenkundig politisch motiviert seien. Das Repertoire reicht von "Soldaten sind Mörder" über "Kein Vergeben" und "Kein Vergessen" bis zur Gleichung "Mittenwald=Nazikaff". Sie verteilen sich auf die beiden 14 Meter hohen Steinblöcke des alten Ehrenmals mit den eingemeißelten Jahreszahlen der beiden Weltkriege und auf das 2015 hinzugefügte waagerechte Ehrenmal für die toten Gebirgsjäger aus demokratischen Zeiten.

Die Täter haben ihre Schriftzüge nach Angaben des Polizeipräsidiums Rosenheim wohl irgendwann zwischen 6. und 9. Januar hinterlassen. Zu der Zeit habe auf 1138 Metern Höhe am Brendten kein Schnee gelegen. Nur so kann sich die Polizei die Farbspuren auch am Boden erklären. Sie hofft nun auf Zeugen oder darauf, dass sich die Unbekannten womöglich im Internet mit ihrer Tat brüsten. Von einer ähnlichen Aktion aus früheren Jahren kursierte sogar ein Video - allerdings waren die Täter maskiert. Nach 2009 ist es laut Polizei nicht mehr zu solchen Protesten gekommen.

Die Gedenkfeiern, an denen altersbedingt inzwischen nur noch wenige frühere Wehrmachtssoldaten teilnehmen, verliefen ungestört. Zuletzt stand eher der Gebirgsjäger-Kameradenkreis in Bad Reichenhall im Fokus, der beim "Kreta-Gedenken" an gefallene Soldaten erinnert, aber von Hunderten ziviler Opfern der Wehrmachtsmassaker auf Kreta sehr viel weniger wissen will.

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