Mitten in Coburg:Oh mei, diese Sozialpädagogin

Gegen den erbitterten Widerstand aller Stadtoberen und Wirtschaftsleute hat eine Sozialpädagogin stets bekräftigt, dass der Neubau des Coburger Flugplatzes gegen alle möglichen Sicherheits- und Naturschutzvorgaben verstößt. Jetzt hat sie recht bekommen

Von Olaf Przybilla

Dagmar Escher ist Sozialpädagogin und als solche hat sie sich in ihrem ersten Leben nicht täglich mit luftfahrtrechtlichen Bestimmungen für den Instrumentenflug beschäftigt. Schande über sie, könnte man nun sagen, denn als Bürger dieser Republik sollte man schon in allen Themen sattelfest sein, auch wenn man noch nie ein Flugzeug oder gar Werksflugzeug fortbewegt hat. Für Escher spricht allerdings, dass sie sich seit 2005 dann doch in die Materie eingearbeitet hat, als gleich um die Ecke bei ihr ein neuer Fluglandeplatz gebaut werden sollte. Und sie sich seither, wenn andere "Tatort" schauen, mit den Ertüchtigungsbestimmungen für bestehende Landeplätze vergnügt.

Ihre These seit zwölf Jahren: Es darf in Coburg-Land kein neuer Flugplatz gebaut werden. Das geht an der geplanten Stelle sicherheitstechnisch nicht; und naturschutzrechtlich auch nicht. Stattdessen ist es möglich, den bestehenden Landeplatz in Coburg auszubauen. Dass sich da eine Sozialpädagogin in Dinge einmischt, welche die wichtigen und seriösen Herren der Stadt, darunter einer der wichtigsten und seriöstesten überhaupt in Bayern, untereinander auszumachen gewöhnt sind, kam nicht überall gut an. Vieles musste sich Escher anhören in all den Jahren, in abschätzig grinsende Mienen musste sie blicken. Mit Verlaub: Sogar der Boss der Gesellschafterversammlung eines der bedeutendsten Automobilzulieferer unter der Sonne, Michael Stoschek, war der Ansicht, das mit der "Ertüchtigung" gehe so nicht. Und dann kommt sie daher, die Sozialpädagogin.

Ach so, Moment. Geht ja jetzt doch. Weil das mit dem Flugplatz-Neubau funktioniert nicht so gut, haben gerade Fachleute festgestellt. Sicherheit und Naturschutz und so. Und da hat sich nun glatt - also Zufälle gibt es - eine neue luftfahrtrechtliche Bestimmung gefunden beim Bundesverkehrsministerium. Und jetzt können die bestehenden Landeplätze in Bamberg und Coburg plötzlich doch "ertüchtigt" werden. Und alles wird gut. Die Pläne für den neuen Coburger Landeplatz haben übrigens bislang knapp drei Millionen Euro gekostet, nicht zuletzt auch Steuergeld. Ja gut. Das hätte diese Sozialpädagogin aber auch mal etwas lauter sagen können, dass das auch anders geht. Gell, Frau Escher?

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