Mitten in Bayern:Nicht jedem ist's gegeben

Schlechter Humor ist kein Verbrechen und das ist gut so. Weil viel schlimmer noch sind Menschen ganz ohne Humor. Allerdings eine Humorpolizei würde vielleicht auch nicht schaden

Von Andreas Glas

Schlechter Humor ist kein Verbrechen und das ist gut so, weil ja die meisten Menschen einen schlechten Humor haben und die Polizei gerade mit Personalproblemen kämpft. Viel schlimmer als Menschen mit schlechtem Humor sind eh diejenigen, die gar keinen Humor haben, der türkische Staatspräsident zum Beispiel oder eben Florian Fesl aus Freyung-Perlesöd im Bayerwald. Florian wer? Na, der Andreas-Gabalier-Verschnitt, der letztens bei der RTL-Castingshow Deutschland sucht den Superstar (DSDS) mit Elvis-Tolle und Quetschn auf Volksmusik-Rocker machte - und den die Jury trotzdem rausgekickt hat. Der Feslflorian singe "wie eine Penisprothese", fand Dieter Bohlen, "da kommt nur Luft raus".

Schon gut, der Erdoğan-Vergleich ist schief, die Tragweite eine andere, aber der Vergleich fügt sich halt so schön in diese humorlose Woche. Denn gar nicht lustig fand der Feslflorian einen satirischen Artikel, den das Bayerwald-Onlinemagazin Da Hog'n nach seinem DSDS-Rauswurf veröffentlicht hat. Der Verfasser amüsierte sich darüber, dass der Feslflorian die Lokalzeitung damit vollgejammert hat, dass die RTL-Leute während des Casting-Aufenthalts in Jamaika so gar nicht nett zu ihm gewesen seien. Der Feslflorian sei deshalb "eigenhändig mit dem Schlauchboot über den Atlantik zurückgerudert", schrieb Da Hog'n und berichtete, dass Amnesty International "vor dem UN-Sicherheitsrat auf die erniedrigenden und würdelosen Zustände im RTL-Bootcamp aufmerksam gemacht" habe.

Offensichtlich Satire? Mir wurscht, fand der Feslflorian, und hat dem Onlinemagazin über seinen Anwalt eine Unterlassungsforderung zugestellt. Weil dann aber doch nicht alle Menschen einen schlechten Humor haben, hat Da Hog'n im Internet eine ausführliche Stellungnahme veröffentlicht - unter anderem mit der Richtigstellung, dass das Bayerwald-Magazin nicht (!) mit UN-Generalsekretär Ban Ki-moon über die Menschenrechtsverletzungen am Feslflorian gesprochen hat. Während das kleine Magazin nun Schmerzensgeldforderungen fürchtet, kommt Dieter Bohlen für seinen Penisprothesen-Spruch ungestraft davon. Man sollte vielleicht doch über eine Humorpolizei nachdenken.

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