Mitten in Würzburg:Irgendwas mit abreißen

Am Sonntag müssen die Bürger wieder einmal entscheiden. Die Texte auf dem Wahlzettel mache es ihnen nicht ganz leicht

Von Katja Auer

Wer ein braver Würzburger Bürger ist, der macht am Sonntag auf dem Weg zum Badesee einen Abstecher ins Wahllokal. Es muss mal wieder was entschieden werden, darin haben die Würzburger Übung. Es ist der dritte Bürgerentscheid in drei Jahren und von diesen der interessanteste.

Es geht um die ehemalige Mozartschule, einen Bau von nostalgischem Fünfzigerjahre-Charme, den eine Bürgerinitiative erhalten und zum Kulturzentrum ausbauen will. Die Stadt will die frühere Schule am liebsten abreißen und an einen Investor verkaufen, der Wohnungen, Hotels, Gewerbeflächen und ein unterirdisches Parkhaus plant. Die beiden Varianten stehen zur Wahl, dazu die Stichfrage, welcher Vorschlag bei einem Patt den Vorzug erhalten soll.

Soweit, so einfach, möchte man meinen. Was allerdings so ganz genau mit dem Areal passieren soll, wenn das Ratsbegehren gewinnt, geht aus dem Text nicht hervor, nicht nur deswegen, weil er in wenig gefälligem Beamtendeutsch verfasst ist. Die "städtebauliche Neugestaltung des Mozartareals" wird da beworben und "wahlweise Teilerhalt oder Neubau des Gebäudeteiles an der Hofstraße/Maxstraße". Also was denn nun? Abreißen oder stehen lassen? Ist ja nicht ganz dasselbe. Der Oberbürgermeister würde wohl lieber alles platt machen und den Denkmalschutz dabei völlig ignorieren, aber weil das recht radikal klingt, wird der Teilerhalt als Option angeboten. Von der niemand weiß, ob es sie tatsächlich gibt. Steht schließlich "oder" drin. Dazu soll es später noch eine Bürgerbefragung geben.

Nur gut, dass der Würzburger Bürgerentscheid als erster in Bayern auch in leichter Sprache vorliegt. Damit auch Menschen mit Lernschwierigkeiten verstehen, worum es eigentlich geht. Aber vielleicht auch alle anderen. Beim Vorschlag der Bürgerinitiative also darum: "Die Häuser von der Mozartschule sollen renoviert werden. In den Häusern soll es Einrichtungen für Bildung und Kultur geben. Bildung bedeutet: etwas lernen." So steht es auf dem Zettel. Und was will der Stadtrat? "Das Grundstück wird verkauft. Die Mozartschule wird abgerissen. Nur ein Teil. Oder alles." Ach so, völlig klar. Da nützt wohl die leichteste Sprache nichts.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: