Mitten in Regensburg:Vorsicht Schleichbus!

Der Regensburger Verkehrsverbund hat neuerdings Elektrofahrzeuge angeschafft und musste feststellen: Huch, man hört ja gar nix! Jetzt wünscht sich mancher sehnsüchtig das Motorengeräusch zurück

Von Andreas Glas

Bis jetzt gab es in Regensburg nur einen Menschenschlag, der sich den Kopf zerbrochen hat, wie er sein Fahrzeug lauter machen kann: den Sportwagen-Tuner. Das sind verwegene Kerle, die in tiefer gelegten 3er-BMWs und S8-Audis mit sehr dicken Reifen sehr öffentlichkeitswirksam über den Domplatz cruisen. Nicht ganz so verwegen sind die Busfahrer des Regensburger Verkehrsverbunds (RVV), die neuerdings im Elektrobus durch die Altstadt schleichen. Die Stadt Wien war so lieb und hat dem RVV ein Testfahrzeug geliehen. Seit ein paar Wochen rollt der Ösi-Bus samt Ösi-Nummernschild durch Regensburg und eine Zeitlang waren die Regensburger Stadträte auch ganz selig, weil der Ösi-Bus so schön leise ist.

Doch inzwischen haben die Stadträte eigene E-Busse bestellt. Und kaum ist die Bestellung draußen, sind die Stadträte gar nicht mehr so selig. Die E-Busse sind nämlich leiser, als der Europäischen Union lieb ist. So leise, dass sie blinden und schwerhörigen Menschen gefährlich werden könnten. Also grübelt die EU darüber, E-Busse per Gesetz mit Lautsprechern auszustatten, aus denen künstliche Warngeräusche schallen - und plötzlich gibt es in Regensburg einen zweiten Menschenschlag, der sich den Kopf zerbricht, wie er seine Fahrzeuge lauter machen kann: die Stadträte. Konkret geht es um die Frage, welches Geräusch sich am besten eignet, um die Menschen davor zu warnen, dass gleich ein E-Bus um die Ecke schleicht.

Tatütata? Geht nicht, da hat die Feuerwehr ein Copyright drauf. Also muss was anderes her und da fällt einem allerhand lustiges Zeug ein: das Hufgetrappel einer Pferdekutsche, das Geklingel einer Straßenbahn, das Flaschengeklimper eines Bierlasters oder ein "Regensburglied", wie der Oberbürgermeister gescherzt hat. Aber warum so umständlich, wenn sich ein Geräusch seit Jahrzehnten im Straßenverkehr bewährt hat: das Motorengedröhn. Um auf Nummer sicher zu gehen, könnte man zusätzlich einen Duftspender am E-Bus montieren, der CO₂-Abgase verbreitet, um die Gefahr eines heranfahrenden Busses auch riechbar zu machen. Das wäre umweltpolitisch nur sinnvoll: Die Sportwagen-Tuner wären so neidisch, dass sie alle auf Elektrobetrieb umrüsten würden.

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