Mitten in Regensburg:Von Fußballern und Flitzpiepen

Vor zwei Monaten hat der SSV Jahn ein Fest zum 100-tägigen Bestehen seiner Fußball-Arena gefeiert. Jetzt ist herausgekommen, dass das Stadion pro Jahr vier Millionen Euro Miese macht. Seither streiten die Stadt und der Steuerzahlerbund über Sinn und Zweck des Projekts

Von Andreas Glas

Vor zwei Monaten hat der SSV Jahn Regensburg eingeladen, um das 100-tägige Bestehen der neuen Fußball-Arena zu feiern. Klar, das muss man feiern, 100 Tage sind eine verdammt lange Zeit, ein echtes Jubiläum. Und weil echte Jubiläen echt groß zelebriert werden müssen, fuhr der Klub echt dick auf. Im Porsche-Autohaus reichten die Catering-Damen Perlwein, und es kochte ein Sternekoch, der eigens aus Österreich eingekauft wurde. Gut, bezahlt haben das wohl die Sponsoren, der Verein eher nicht, der konnte sich ja auch das Stadion nicht leisten, das er so dick feiert. Weshalb sich vor zwei Monaten mancher fragte, ob's das braucht, dass ein klammer Viertligist so auf dicke Hose macht.

Nun, zwei Monate später, hat die Eigentümerin der Arena offen gelegt, dass in den Taschen der dicken Hose ziemlich große Löcher sind. Vier Millionen Euro Miese macht die Eigentümerin mit ihrem Fußball-Stadion. Pro Jahr. Dem Steuerzahler könnte das egal sein, wäre die Eigentümerin nicht die Stadt Regensburg, die zuvor bereits viel Geld in den Bau der 52 Millionen Euro teuren Arena gesteckt hatte. Der Steuerzahlerbund findet deswegen schon länger, dass in Regensburg "ein millionenteures Projekt zu Lasten der Steuerzahler" entstanden sei. Der Aufsichtsratschef des SSV Jahn findet dagegen, dass den Steuerzahlerbund "niemand braucht" und dass der Steuerzahlerbund "völlig für die Katz'" sei. Dem Steuerzahler könnten solche Aussagen egal sein, wäre der Aufsichtsratschef des SSV Jahn nicht der Oberbürgermeister der Stadt Regensburg.

Die Kritik des Steuerzahlerbunds war natürlich überzogen und kurzsichtig dazu. Denn da hat der Regensburger OB schon recht: Die Arena ist eine Investition, die langfristig angelegt ist, die sich langfristig total rentieren wird. Folgende Rechnung ist der Beweis dafür, dass beim Steuerzahlerbund wirklich lauter Flitzpiepen hocken, deren Rechenkenntnisse aber mal so richtig für die Katz sind: Wenn der SSV Jahn weiterhin 5000 Euro Miete pro Spiel an die Stadt zahlt, dann sind zumindest die Baukosten für die Arena in 300 Jahren abbezahlt, und zwar locker. Ein Oberbürgermeister, der seinen Haushalt so weitsichtig plant, hat wirklich keine Kritik verdient.

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