Oberpfalz:Touristen? Braucht man in Regensburg nicht!

Regensburg

In der Altstadt von Regensburg sind die Touristen unterwegs - nicht zur Freude der Einheimischen und Zugereisten.

(Foto: dpa)

Kaum ist es wieder warm, strömen sie in die Altstadt und verstopfen die Gassen. Und die Ansässigen? Leben ihre Antipathie ganz offen aus.

Kolumne von Andreas Glas

Der Frühling ist da und besonders lästig ist der Frühling in Regensburg. Dass es wärmer wird, na gut, das ist noch auszuhalten. Aber dass es auch wieder voller wird, weil die Touristen die Altstadtgassen verstopfen, das braucht's halt überhaupt nicht. Bei den Leuten, die so daher reden, handelt es sich um Touristifizierungsgegner, vulgo: Touristenhasser. Den Begriff Touristifizierung gibt es wirklich, nur konnte man die Gegner dieses Phänomens lange Zeit nur in Berlin beobachten.

Nun ist das Phänomen in Regensburg angekommen und dort findet der Touristenhasser, dass es nur ihm selbst gestattet sein sollte, die Altstadtgassen zu verstopfen, weil er ja Regensburger ist oder wenigstens Zugezogener, also zuerst da war. Das ist ein bisschen wie bei Hunden, die ihr Revier markieren. Wir pinkeln hier, dann gehen die Touris weg.

"Wie viele Touristen verträgt die Domstadt?", wollte die Mittelbayerische Zeitung vor eineinhalb Jahren bei einer Umfrage wissen. Mehr als 60 Prozent fanden, dass es längst zu viele sind. Um also die Willkommenskultur wieder zu beleben, hat die Stadt im vergangenen Jahr die Aktion "Regensburger trifft Gast" ins Leben gerufen. Jeder Regensburger, der mitmachen möchte, darf auf der dazugehörigen Internetseite eine Annonce schalten.

Eine Art interkulturelle Partnerbörse: Suche unternehmungslustigen Touristen für gemeinschaftliche Altstadtgassenverstopfung. Feine Idee, nur macht kaum einer mit. Wie die Stadt mitteilt, nehmen bisher nur sieben (!) Regensburger an der Aktion teil.

Einer davon ist SPD-Stadtrat Tobias Hammerl. Seine Annonce: "Du bist politisch interessiert? Dann kommen (sic!) doch mit mir in den Stadtrat. Von der Besuchertribüne erlebst Du Kommunalpolitik hautnah in seiner ganzen Bandbreite." Nun ist es ja echt so, dass es in der Regensburger Politik so abenteuerlich zugeht, dass Klippenspringen oder Wüstentrekking ein Dreck dagegen ist - und doch wird man das Gefühl nicht los, dass sich da jemand einen Scherz auf Kosten der Touristen erlaubt.

Ist Stadtrat Hammerl am Ende sogar ein verkappter Touristenhasser? Clever wäre seine Strategie allemal: Wenn erst mal alle Touristen im Stadtrat hocken, haben die Regensburger die Altstadt wieder für sich.

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