Franken:Wie ein Nürnberger CSU-Mann die eigene Stadt tadelt

Lichtexperten setzen Nürnberger Altstadt in Szene

Die Altstadt von Nürnberg samt der Kaiserburg, von Lichtexperten in Szene gesetzt.

(Foto: dpa)

Ist Nürnberg wirklich die langweiligste Stadt Deutschlands? Normalerweise trifft solche Kritik die Franken nicht besonders hart. Dumm nur, wenn sie ausgerechnet vom CSU-Fraktionschef der Stadt kommt.

Von Katja Auer

Es mangelt nicht an Lobliedern über Nürnberg. Der Heimatminister singt gerne mal eines auf seine Heimatstadt, Hans Sachs und Adalbert Stifter haben sie schon gepriesen und der Dichter Hans Christian Andersen bezeichnete Nürnberg gar als die wahre Hauptstadt Bayerns. Das ist das eine.

Auf der anderen Seite sind sich die meisten Nürnberger einig, dass ihre Stadt, nun ja, nicht die allergroßstädtischste unter den deutschen Großstädten ist. Das wird der erste Franken-Tatort nicht ändern, auch wenn da nächtliche Kamerafahrten einen sehr urbanen Eindruck von den vielen langen, von mehrspurigen Straßen durchzogenen Tunnels erweckten, die zu durchfahren ob ihrer enormen Länge eine Menge Zeit zu beanspruchen scheint. Tut es nicht. So lang sind die gar nicht.

Es gibt Leute, die finden Nürnberg gar ein bisschen fad, der Spiegel nannte sie vor 20 Jahren die langweiligste Stadt Deutschlands, das hätten Demoskopen ermittelt. Sowas trifft die Franken in der Regel aber nicht besonders hart, weil das den angeborenen Minderwertigkeitskomplex nur bestätigt. "Wir schämen uns, dass mir mir sind", hat der Nürnberger Schriftsteller Fitzgerald Kusz einmal über seine Landsleute gesagt und der Mann weiß zweifellos Bescheid.

Was der Nürnberger CSU-Fraktionschef über seine Stadt sagt

Nun ist es nicht so schlimm, wenn die Oberbayern über die Bratwurst- und Lebkuchen-Metropole lästern, das tun sie ja regelmäßig. Aber jetzt hat der Nürnberger CSU-Fraktionschef Sebastian Brehm, der Oberbürgermeister werden wollte und es vermutlich weiterhin will, in einem Interview bekundet, dass auch ihm das Großstadtflair abgehe. Architektur, Restaurants, Geschäfte, alles ein bisschen altbacken, findet Brehm.

"Man bleibt in diesem 80er-Jahre-Charme stecken." Da hat er zwar gar nicht so unrecht, aber er wird sich dafür schelten lassen müssen, zumal Brehm durchklingen lässt, dass die SPD-geführte Stadt deutlich weltläufiger daher käme, wenn die CSU mehr zu sagen hätte. Dann wäre aus dem Quelle-Gelände ein international ausgerichteter Stadtteil geworden, in den Biergärten dürfte nach 23 Uhr noch ausgeschenkt werden und auf der Pegnitz entstünde eine Surfwelle wie im Münchner Eisbach. Das wäre schon ganz schön großstädtisch.

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