Mitten in Nürnberg:Sammeln für Max Morlock

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Für die Clubberer könnte endlich ein lang gehegter Traum in Erfüllung gehen: ein MM-Stadion. Verkündet hatte das schon mal ein Minister aus Nürnberg, nur daraus geworden war bislang nichts

Von Olaf Przybilla

Der 11. Januar 2014 war ein großer Tag für alle Club-Fans. Kaum gingen sie auf die Straße, wurden sie angesprungen von Zeitungsaushängen, die eine fränkische Weltsensation verkündeten. Nie mehr würde der Club im Isigreddidstadion, der Kleinewürstchen-Arena oder sonst einem Namenskrüppel sein Können unter Beweis stellen müssen. Denn von nun an ("Club-Fans stellt das Bier kalt") kümmere sich Markus Söder persönlich um die Sache. Was ja nur heißen konnte: "Nürnberg kriegt endlich das Max-Morlock-Stadion!"

Der Tag der Markus-Verkündung war übrigens ein Samstag und besagter Morlock-Vollzug weltexklusiv in der ausschließlich dafür in Frage kommenden Zeitung nachzulesen, der einzigen, die für die ganz großen Nürnberg-News angemessene Buchstabengrößen vorhält. Der Minister und die Bild haben sich da im Lauf der Jahre eine segensreiche Symbiose erarbeitet: Söder sagt, was Sache ist, und darf sich sicher sein, dass die Vollzugsmeldung nicht über Gebühr von Grundsatzbedenken verschandelt wird.

Blöd, aber vernachlässigenswert: Die Nachricht war zwar im Wortsinn exklusiv und endlich mal nicht von des Gedankens Blässe angekränkelt. Stellte sich aber als Luftnummer heraus. Das Land Bayern mit Lotto stieg nicht als Hauptsponsor ein. Und das Nürnberger Stadion heißt irgendwie, wartet aber nach wie vor auf den einzig glücklich machenden Namenszusatz eines Club-Heroen aus dem Wunder von Bern: Max Morlock.

Das soll sich ändern, dieser Tage verziert eine Bank die Stadt großflächig mit Werbeplakaten. Vom 31. März an will sie Geld einsammeln und sollten 800 000 Euro zusammenkommen, ginge für die versammelten Clubberer der Traum vom MM-Stadion in Erfüllung. Eingefädelt hat die Sache der für Sport zuständige Bürgermeister, Christian Vogel, dessen Coup für die CSU aber offenbar drei ganz entscheidende Mängel aufweist: Der Plan wurde nicht hinreichend exklusiv verbreitet, der Verkünder hieß nicht Söder und ist zu allem Überfluss Sozi.

Jedenfalls vergeht kaum ein Tag, an dem Nürnbergs CSU nicht gegen den Vogel-Plan schießt. Nur einer beteiligt sich daran demonstrativ nicht: Der Chef selbst, Söder. "Man muss auch gönnen können", hat er unlängst wissen lassen.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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