Mitten in Nürnberg:Punktsieg für Franken

Während in Altbayern Konzertsäle gesucht werden, Fluglärm die Seelen quält und über die Ministerpräsidenten-Nachfolge spekuliert wird, ist in Nordbayern lange alles klar

Von OLAf Przybilla

Bei genauer Betrachtung hätten die Altbayern im Bezug auf ihr Verhältnis zu den Franken derzeit durchaus Anlass, nachdenklich zu werden. Denn wenn es um die wirklich großen Themen der Zeit geht, liegen sie im Norden Bayern ziemlich deutlich vorne. Die Landeshauptstadt sucht nach einem tollen Konzertsaal, in dem man große Symphonien so genießen kann, wie sich das für große Symphonien gehört? Möglichst sogar in einem ansehnlichen, nicht festungsähnlichen Gebäude und in hübscher Umgebung? Gibt es doch längst, und zwar in Franken. Einfach Gustav Mahler in Bamberg anhören, im Konzerthaus an der Regnitz. Großartig.

Wer hat mehr Kultur? Franken, zumindest, wenn es nach den Welterbestätten geht. Hof dürfte einen der leisesten Flughäfen der Welt haben, da können sie in München nur träumen von. Und von wo kommt, Stand heute, mutmaßlich der nächste Ministerpräsident? Eben. Aus der Stadt, die weltweit bekannt ist für ihre vermeintlich kleinen Würstchen: Nürnberg. Es wäre der zweite Ministerpräsident aus derselben Stadt binnen kürzester Zeit. Rekordverdächtig.

Den letzten Hammer aber, das sieghafte Argument im Kampf der Stämme, hat sich der Fränkische Bund lange aufgespart. Respektive nicht so angebracht, wie man es hätte tun können. Aus Nachsicht oder strategischen Motiven? Wer weiß das schon. Jedenfalls setzt die fränkische Stammesvertretung nun sehr massiv diesen letzten Hieb. Jetzt, wo sich in Altbayern praktisch alles nur noch um die großen Festivitäten rund ums Jubiläum "500 Jahre bayerisches Reinheitsgebot" dreht. 2016 sollte das Fest gefeiert werden. Eigentlich.

Gäbe es da nicht den Bamberger Fürstbischof Heinrich III. Groß von Trockau, den der Fränkische Bund nun ins Feld führt. Der habe schon 1489 verfügt, dass die örtlichen Brauer im Erzbistum doch bitte eines beachten mögen. Und zwar, dass "beim Einsieden nichts mere denn Hopfen, Malz und Wasser zu nehmen sey". 27 Jahre vor dem Reinheitsgebot also. Wer hat's erfunden? Ein Franke. Jedenfalls aus Sicht der Franken.

Ob das allerdings so durchgeht, dürfte abzuwarten sein. Konzertsaal, Flughafen, Ministerpräsident - soll sein. Reinheitsgebot aber? Da hört der Spaß auf.

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