Mitten in Nürnberg:Protz, Prunk, Bescheidenheit

Nachdem dieses Jahr der Nürnberger Opernball ausgefallen ist, ist Franken nicht mehr wirklich reich an gesellschaftlichen Ereignissen. Nun naht Besserung. Schon nächstes Jahr soll der Opernball wieder stattfinden. Allerdings wird ihn nicht mehr die Staatsoper ausrichten. Sondern eine Werbeagentur

Von Katja Auer

Der Franke, der Prototyp wenigstens, gilt gemeinhin als zurückhaltend und recht bescheiden. So genügsam gar, dass es überregionale Aufmerksamkeit erregte, als sich ein ehemaliger fränkischer Ministerpräsident bei seinem Amtsantritt widerwillig von seinen schlecht sitzenden Allerweltsanzügen trennte und sich - wahrscheinlich auf den Rat von nicht-fränkischen Politstrategen hin - ein paar schicke Sakkos schneidern ließ. Im Wahlergebnis hat sich das nicht groß niedergeschlagen.

Das Pompöse ist halt die Sache der Franken nicht, zumindest seit der letzte Fürstbischof seinen Posten geräumt hat. Glücklicherweise haben die Herren ein paar Prunkbauten hinterlassen wie die Würzburger Residenz, heute käme keiner mehr auf die Idee. Jetzt wirft es schon einen beinahe verschwenderischen Glanz auf Franken, wenn die Staatsregierung ein halbes Ministerium in ein leeres Bankgebäude in Nürnberg auslagert. Auch wenn es ein wirkliches schönes Bankgebäude ist, der Bau von Sep Ruf. Prunkvoll allerdings nicht.

Kürzlich wäre beinahe mal wieder ein bisschen Glanz nach Nürnberg geschwappt, oder wenigstens das, was heute gemeinhin dafür gehalten wird, als ein recht bekannter Schauspieler seinen neuen Film präsentieren wollte. Weil die jungen Mädchen aber soviel Glamour offenbar nicht gewöhnt sind und sich viel zu stürmisch vor dem Kino drängelten, kam der zu Bejubelnde dann doch nicht.

Ausgefallen ist dieses Jahr auch der Nürnberger Opernball, weil er zu teuer war und dann doch nicht glamourös genug und weil am Ende einfach nicht mehr so viele Leute hingehen wollten. Damit bliebe wohl die Eröffnung der Bayreuther Wagner-Festspiele das prunkvollste, was Franken derzeit so zu bieten hätte. Und dabei kommt Thomas Gottschalk gar nicht mehr, der wahrscheinlich glitzerndste Kulmbacher, der derzeit so unterwegs ist. Wie auch immer, es soll in Nürnberg nun doch bald wieder einen Opernball geben, das meldet wenigstens die Lokalzeitung am Wochenende. Ausrichten soll ihn allerdings nicht mehr die Staatsoper, sondern eine Werbeagentur. Vielleicht kann die den Franken ja nahebringen, dass es zwischendurch schon mal ein bisschen Protz sein darf. Bei aller Bescheidenheit.

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