Mitten in Nürnberg :Preview des neuen Söder

Markus Söder nimmt Abschied vom Amt des Finanzministers, er wird nun Landesvater. Dafür muss er auch den Job des Laienkabarettisten aufgeben, in dem er sich in den vergangenen Jahren eine gewisse Kompetenz erworben hat

Kolumne von Roman Deininger

Es ist die Zeit der Abschiede in Bayern. Horst Seehofer nimmt Abschied vom Amt des Ministerpräsidenten, welcher ihm sichtbar schwerer fällt als - nur beispielsweise - Markus Söder der Abschied vom Amt des Finanzministers. Das Bayernvolk trifft das alles knüppelhart: Es darf zwar Söder behalten, aber eben nicht jenen Söder, an den es sich in zwei Jahrzehnten unter Mühen und Schmerzen gewöhnt hat.

Die Vorbesichtigung des neuen Söder, Modell Landesvater, fand am Montagabend auf der Nürnberger Kaiserburg statt - bei einem Event, das einst ganz und gar der Eingebung des alten entsprungen ist. Der Finanzminister Söder war ja auch für das staatliche Hofbräuhaus zuständig, das bekanntlich in München steht, was den heimatliebenden Minister vor vier Jahren nicht davon abhielt, das Erfolgskonzept des Maibock-Anstichs ins Fränkische zu exportieren. Umständehalber zapft er im Rittersaal der Burg nun also immer ein extra herangekarrtes Fass Bockbier an.

Ums Bier ging es dem Wassertrinker Söder dabei aber nie. Sowohl Mai- als auch Kaiserbock waren für den engagierten Laienkabarettisten nur hübsche Bühnen, um unter dem Schutzmantel des Humors ungestraft ein paar Boshaftigkeiten über den Rivalen Seehofer in die Welt blasen zu können. "Unsere Sorge ist nicht, wann er aufhört, unsere Sorge ist, ob er überhaupt aufhört" - wenn ein Minister solche Dinge über den Ministerpräsidenten in einem Interview sagen würde, er müsste auf der Stelle zurücktreten. Humor war für Söder immer die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln; in gewisser Weise hat er sich damit auf Augenhöhe mit Seehofer gehievt.

Der Montagabend auf der Burg markiert nun einen besonderen Abschied: den von Markus Söder als Spaßpolitiker. Als Ministerpräsident will er auf Kabaretteinlagen strikt verzichten, und beim Kaiserbock erlegte er sich dieses Gebot schon mal vorauseilend auf. Keine Frechheit, nirgends. Nur einen einzigen Witz hatte Söder auf Lager. Der jedoch war sagenhaft, ein Riesenbrüller: Wenn sein Nachfolger als Finanzminister die Tradition der dreisten Rede bei Kaiser- und Maibock fortführen wolle, sagte Söder, könne er selbstverständlich auf die Toleranz des neuen Ministerpräsidenten zählen.

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