Mitten in Nürnberg:Ogsödert is!

Beim Starkbieranstich befinden sich Honoratioren aus halb Nordbayern zu Markus Söders Füßen, erhöht jubelbereit. Die Gelegenheit für den Heimatminister aufzutrumpfen. Doch: Ihm reicht die kontrollierte Offensive

Von Olaf Przybilla

Nach getaner Arbeit geht Markus Söder also von der Bühne und es braucht keine übermäßig feinen Antennen, um zu merken: Doch, da ist einer gerade ziemlich zufrieden mit sich selbst. Söder ist als Finanzminister auch Chef des Hofbräu, und er wäre nicht Söder, würde er daraus kein Kapital schlagen. Also eröffnet er die Starkbiersaison nicht nur im Hofbräuhaus, sondern auch auf der Kaiserburg in Nürnberg. Honoratioren aus halb Nordbayern zu seinen Füßen, erhöht jubelbereit.

Nun könnte man sich streiten, ob es notwendig ist, Söder nun schon bei jeder seiner Lebensregungen zu beobachten. (Er selbst findet übrigens: ja.) Ihn auf hohem Niveau zu ignorieren, kann aber auch zum Problem werden, denn als Söder vor zwei Jahren eine Biersaison in München eröffnete, war das hernach das landespolitische Topthema. Was, zumindest tut Söder so, ihn selbst gewundert hat. Aber ausschließlich ihn. Unter anderem fiel der Satz: "Wir haben das Bier für unseren Ministerpräsidenten gefunden: eiskalt gehopfter Hallodri."

Nun also Nürnberg, die Burg der Kaiser, Starkbier, im Saal eine ergebene Gemeinde. Da könnte einer wie Söder schon mal den entscheidenden Fehler machen. Das Quäntchen Söder zu viel, der Seehofer-Spruch, der hängen bleibt, weil er den Mann an der Spitze zu tückisch dem Spott preisgibt. Alle im Saal wissen: Es könnte was passieren. Und Söder genießt das. Aber nein, diesmal kein klassisches Kabarett auf Kosten des Kabinetts. Warum? "Eine halbe Stunde Spaß, ein halbes Jahr Ärger", grinst er. Kein erquickliches Verhältnis. Die Gemeinde klopft sich auf die Schenkel.

Warum er diesmal nicht ausgeteilt hat, lässt Söder nach dem Auftritt wissen. Brauche er nicht mehr, "die Situation ist heute eine ganz andere". Er liegt jetzt eh in Führung, könnte man das übersetzen - da reicht die kontrollierte Offensive. Aber man solle sich nicht täuschen. "Kabarett kann ich", sagt Söder, "und Glossen schreiben könnte ich auch, sind Sie sich da mal ganz sicher."

Alles andere überlässt Söder an diesem Abend dem Kabarettisten Wolfgang Krebs, der als Söder auftritt. Söders Erfolgsrezept? Der Bühnen-Söder formuliert es so: "Gricht das Dorf die Dadenleidung, steh ich morchen in der Zeidung".

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