Mitten in Nürnberg:Kurzschluss zur rechten Zeit

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Das Nürnberger Opernhaus muss dringen saniert werden. Jetzt hat es in dem maroden Gebäude gebrannt. Es musste kurz vor einer Vorstellung geräumt werden. Prompt sagen Spötter, ob es denn nicht etwas übetrieben sei, die Oper evakuieren zu lassen, um auf die Dringlichkeit der Sanierung aufmerksam zu machen.

Von Katja Auer

Auch wenn noch kein Termin feststeht, an dem die Kaiserburg in Nürnberg goldene Dachziegel bekommen soll, so hat sie doch schon eine Menge von ihrem früheren Glanz wiedererlangt, seit der Finanzminister ein Nürnberger ist und sich seiner Heimatstadt dauerhaft einprägen will. Nach Burgruine sieht inzwischen eher das Nürnberger Opernhaus aus mit seinem maroden Dach und den Rissen in den Wänden. Die zeigt der Intendant gerne, auch die veraltete Bühnentechnik, und dann rechnet er vor, was man alles bräuchte. Da kommt einiges zusammen.

Der Finanzminister hat schon Geld versprochen, jetzt muss nur noch ein Konzertsaal gebaut werden, damit während der Sanierung anderswo gespielt werden kann. Das zieht sich, weil die Stadt auch ihren Anteil zahlen muss, die Kassen aber nicht voller werden, selbst wenn der Finanzminister drängelt.

An der Notwendigkeit zweifelt allerdings niemand. Noch weniger nach dem Freitagabend, als 800 Premierengäste statt einer Ballettaufführung auf einmal nur noch die Außenfassade der Oper zu sehen bekamen, weil ein Kurzschluss drinnen einen Brand verursacht hatte und die Zuschauer der Feuerwehr den Saal überlassen mussten. So schlimm war es dann allerdings gar nicht, eine Dreiviertelstunde später durfte das Publikum wieder hinein.

Wirkungsvoll aber schon, denn seitdem wird wieder diskutiert in der Stadt, wann wohl die ersten Brocken vom Opernhimmel fallen, wenn das alte Haus nicht bald saniert wird. Das kann so ein Kurzschluss zur rechten Zeit nachdrücklich betonen. Nein, es soll natürlich niemandem etwas unterstellt werden. Echt nicht. Aber es soll Leute geben, wichtige Leute, die Kurznachrichten bekommen haben, ob es nicht etwas übertrieben sei, die Oper gleich evakuieren zu lassen, um auf die Dringlichkeit der Angelegenheit aufmerksam zu machen.

Das war bestimmt ein Witz, und es ist ja zum Glück niemandem was passiert. Nur zur Vollständigkeit sei angemerkt, dass der Oberbürgermeister der Premiere beigewohnt haben soll. Der Finanzminister dagegen soll an diesem Abend nicht im Opernhaus gesehen worden sein. Vielleicht mag er einfach kein Ballett. Oder es gab was an der Burg zu tun.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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