Mitten in Landshut:Koenigs Erbe ist bedroht

Der Bildhauer Fritz Koenig zählt längst zu den Großen in der Kunstwelt, demnächst widmen im die Uffizien in Florenz eine Ausstellung. Aber daheim in Landshut droht dem Anwesen des Künstlers der Ausverkauf

Von Hans Kratzer

Seit dem Terroranschlag auf das World Trade Center in New York im September 2001 ist der Name des Landshuter Bildhauers Fritz Koenig weltweit ein Begriff. Auf der Plaza vor den Twin Towers stand seit 1972 sein berühmtestes Kunstwerk, die "Große Kugelkaryatide", die auf wundersame Weise fast unversehrt aus den Trümmern des Infernos geborgen wurde. Schon deshalb wird der Ruhm des im Februar 2016 gestorbenen Künstlers nicht verblassen, ganz im Gegenteil: Im Sommer zeigen die Uffizien in Florenz eine Koenig-Ausstellung, eine Ehre, die nur wenigen Künstlern beschieden ist. Danach wird der Landshuter definitiv als ein Künstler von Weltformat gelten, das Interesse an seinem Werk wird gewaltig zunehmen.

Ausgerechnet jetzt wächst die Sorge um das Erbe des Fritz Koenig. Nachdem bekannt wurde, dass Ende November in München Einzelstücke aus dem Nachlass versteigert werden, stiegen Fürsprecher des Künstlers wie die Filmemacher Percy Adlon und Dieter Wieland sowie der Historiker Michael Wolffsohn sogleich auf die Barrikaden. Sie befürchten den Verlust von Koenigs einzigartigem Künstleranwesen Ganslberg, auf dem unter anderem die New Yorker Kugelkaryatide entstanden ist.

Die Stadt Landshut fungiert als Erbin des Koenig'schen Besitzes, aber das Verhältnis zwischen der Stadt und dem Künstler war immer schwierig - obwohl Koenig sogar ein eigenes Museum, das Skulpturenmuseum im Hofberg, bekam. Vom Kunstsinn wenig beseelte Bürger und Stadträte pflegten stets ein von Aversionen und Unverständnis geprägtes Verhältnis zu Koenig, dessen Kunst nichts tauge und der nur Geld koste, aber nichts einbringe. Aussagen der Stadt, sie habe kein Geld, um das einzigartige Anwesen Ganslberg zu sichern, stützen diese Haltung nachhaltig.

Aus der seit Tagen anschwellenden Kakofonie von Stadträten, Stiftungsvorständen, Museumsleitern, Testamentsvollstreckern, Denkmalschützern, Auktionshäusern, Spekulanten, Historikern und Kunsthändlern ist momentan nur schwer herauszuhören, wer im Kampf um das Erbe des Fritz Koenig gegen wen kämpft, wer welche Interessen verfolgt, wer wovon profitiert. Das Erbe des Weltkünstlers ist in größter Not.

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