Fürth:Förster machen Jagd auf Kaninchen, weil sie Friedhofsgräber kahlfressen

Stadtkaninchen

Ein Kaninchen ist auf der Suche nach Nahrung. Auf dem Friedhof in Fürth sollen Wildkaninchen erlegt werden.

(Foto: dpa)

Die Tierchen hinterlassen überall ihre Köttel und buddeln Löcher. Das war den Verantwortlichen jetzt zu gefährlich.

Kolumne von Katja Auer

Friedhöfe sind Orte der Ruhe und der Kontemplation. Die Besucher gedenken ihrer lieben Verstorbenen und vielleicht noch der Frage, wann die Primelchen zwischen den Efeu gesetzt werden müssten. Oder doch Stiefmütterchen? Alpenveilchen? Die inneren Konflikte um die angemessene Grabgestaltung sind allerdings nicht die einzigen, die auf Friedhöfen ausgetragen werden.

Im oberfränkischen Helmbrechts zum Beispiel wird darum gestritten, ob ein Buddha auf einem christlichen Grab sitzen darf. Ob er darf, ist noch nicht raus. Und auf dem Nürnberger Rochusfriedhof, der zwar nicht ganz so berühmt ist wie der Johannisfriedhof, aber dennoch kulturhistorisch bedeutend, waren vor ein paar Jahren gar Diebe unterwegs. Die Herren ließen jeden Anstand vermissen und klauten bronzene Epitaphien.

Wildkaninchen fressen die Blumen von den Gräbern

In Fürth bringen gerade ebenfalls unliebsame Besucher die Ordnung auf dem Friedhof durcheinander, wenngleich nicht mit kriminellen Absichten. Hunderte Wildkaninchen bevölkern das Gelände. Die sind zwar niedlich, allerdings auch richtig lästig. Sie fressen nicht nur die Blumen auf den Gräbern ab und geben damit der Frage der passenden Bepflanzung eine ganz neue Dimension.

Sie hinterlassen auch ihre Köttel überall da, wo es ganz und gar nicht stimmig erscheint. Und vor allem buddeln sie sich durch den halben Friedhof. Fußballgroße Löcher sind da, wo die Kaninchen sich niederlassen, und aus den Wegen drohen Schlaglochpisten zu werden. Das war den Verantwortlichen jetzt zu gefährlich. Besucher könnten umknicken, gebrechliche Senioren stürzen.

Die Kaninchen müssen weg. Weniger werden zumindest. Weil die aber keine Anstalten machen, die Fortpflanzung einzustellen, und es offenbar zu kompliziert ist, ein paar Iltisse auf dem Friedhof anzusiedeln, die den Kaninchen wohl den Garaus machen würden, hat die Verwaltung drastische Methoden angeordnet: Die Stadtförster gehen auf die Pirsch.

Abends lauern sie den Tierchen auf dem Friedhof auf und jagen sie mit Kleinkalibergewehren. Mehr als 100 sollen sie schon erlegt haben. Mit Schalldämpfern auf den Gewehren. Damit die Totenruhe gewahrt bleibt, wenn die Ruhe auf dem Fürther Friedhof wieder hergestellt wird.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: