Mitten in Bayern:Wallfahrt weltweit

Marienwallfahrtsorte müssen zuammenhalten. Da wundert es nicht, dass Altötting eine Städtepartnerschaft mit Mariazell eingehen wird. Allerdings könnte sich der Hort der Schwarzen Madonna auch mal globaler aufstellen

Von Matthias Köpf

Marienwallfahrtsorte müssen zusammenhalten, und insofern liegt es nur nahe, dass Altötting im Sommer eine Städtepartnerschaft mit Mariazell in der Steiermark eingehen wird. Die Altöttinger hatten ihre Freundschaftsanfrage schon 2012 abgeschickt, und dem Alt-Neuöttinger Anzeiger zufolge hat der Mariazeller Bürgermeister nun kürzlich zurückgeschrieben und zugesagt, denn eine solche Partnerschaft eröffne "große Möglichkeiten, die Kooperation unser beiden Kommunen weiter zu intensivieren und unsere Städte für die zukünftigen Herausforderungen im Wallfahrtstourismus noch besser positionieren zu können". Wobei Wallfahrtstourismus jetzt wieder weniger spirituell, sondern fast eher nach Übernachtungszahlen klingt, doch darum geht es nebenbei ja auch noch.

Allerdings hat sich Altötting als wichtige Destination im europäischen Marienwallfahrtstourismus schon längst mit Fatima, Loreto, Lourdes, Tschenstochau und auch mit Mariazell zu der Gruppe "Shrines of Europe" zusammengeschlossen. Säkularen Menschen mag das als eine Art geistlicher Heilbäderverband erscheinen, doch die sechs Madonnenzentren müssen eben ihr internes Gerangel um Europas Marienpilger hintanstellen, um der Muttergottes insgesamt ausreichend Wallfahrer zu sichern - besonders, seit der her- beziehungsweise hingelaufene Komiker Kerkeling dann mal weg war und dem Heiligen Jakob in Compostela die Pilger in Scharen zutreibt.

Echte Städtepartnerschaften unterhält Altötting bereits mit Loreto und Fatima, und nach Mariazell dann in Gottes Namen auch noch mit Lourdes und Tschenstochau weiterzumachen, das wäre schon arg einfallslos. Denn erstens bekämen die eigenen Delegationen dort doch bloß wieder Marienerscheinungen und Schwarze Madonnen zu sehen, und zweitens sollte sich Altötting im Wallfahrtstourismus allmählich etwas globaler aufstellen. Auch durch Gründung der "Shrines of the World", unter anderem mit Aparecida und Guadalupe sowie mit Mekka, Varanasi am Ganges und dem großen Shinto-Schrein in Ise. Der Kailash könnte als Berg nur außerordentliches Mitglied ohne Stimmrecht werden. Eine Anfrage aus Altötting wird er aber auch in vier Jahren nicht beantworten.

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