Mitten in Bayern:Von Chef zu Chef

Am Tegernsee tobt ein bizarrer Streit zwischen zwei Bürgermeistern

Von Heiner Effern

Der Straftatbestand der Majestätsbeleidigung wurde offiziell mit dem Ende der Monarchie abgeschafft. Was aber bis heute überlebt hat, ist die gefühlte Majestätsbeleidigung. Der FC Bayern leidet darunter, wenn er ein wichtiges Spiel gegen irgendeinen blinden Bundesligisten verliert. Ebenso Horst Seehofer, wenn ihn die kleinkarierte Kritik an seiner Kreiselpolitik nervt. Und auch der Bürgermeister von Gmund am Tegernsee kennt das Gefühl.

Georg von Preysing ist der dienstälteste Regent im Tal der Reichen und Schönen. Der CSU-Mann, Dienstkleidung Lederhose, gilt als Freund klarer und oft auch unterhaltsamer Worte. Wenn ihm einer in die Quere kommt, ist allerdings Schluss mit lustig. Das bekommt gerade der Kollege aus Bad Wiessee zu spüren, der sich einer Mischung aus Hochverrat und Majestätsbeleidigung schuldig gemacht hat. Denn Peter Höß (parteifrei) kündigte den Uraltpakt der Bürgermeister im Tal auf, niemals gegen ein Bauvorhaben in einer Nachbargemeinde zu stimmen. Ausgerechnet Preysing fiel im Kreistag mit seinem Plan durch, neue Wohnhäuser für Einheimische in einem Landschaftsschutzgebiet zu genehmigen. Gefühlt wurde überhaupt das erste Mal ein Neubau in den bauwütigen Tegernsee-Gemeinden abgelehnt, obwohl die meisten Flächen dort geschützt sind.

Da der Pranger abgeschafft ist, musste Preysing selbst handeln. Bürgermeister Höß lieferte leichtsinnigerweise selbst die Vorlage dazu. Seine ohnehin an Touristenschwund leidende Gemeinde schickte einem Hotelier in der Hochsaison eine Abmahnung, weil Gästekinder im Garten zu laut gespielt haben. Das würdigte Preysing nun in einem Leserbrief in der Tegernseer Zeitung. Er wisse nun, schreibt er, warum der Kollege gegen ihn gestimmt habe. "Offenbar wird befürchtet, dass von der Nord- und Ostseite des Tegernsees fröhliches Kinderlachen Richtung Bad Wiessee schallt und dort das bevorzugte Klientel, nämlich die betuchten Senioren, stören könnte. Leider weist ja die Gemeinde Bad Wiessee lieber Grundstücke für luxuriöse Seniorenparks mit Rundumservice für die dortigen Bewohner aus anstelle vergünstigte Grundstücke für junge Familien mit Kindern." Schöne Ferien weiterhin am Tegernsee.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: