Mitten in Bayern:Urlaub lohnt sich

Auch Politiker sollten sich rechtzeitig Freizeit gönnen, denn wer durcharbeitet, der hat nichts: weder Erholung noch Geld

Von Katja Auer

Der Sommer hat nun ganz offiziell begonnen, im Kalender wenigstens, und nähert sich unvermeidlich seinem Finale. Ist jenes im Fußball entschieden, stehen nur noch ein paar Festivals und Volksfeste an und dann kommt der August. Dann machen die Bayern Urlaub. Lehrer und Schüler stellen die Arbeit ein, der Autokorso rollt gen Süden statt über die Münchner Leopoldstraße. Regiert wird nur noch, wenn es ganz arg pressiert, denn der Ministerpräsident fährt ins Altmühltal und der Rest vom Kabinett auch irgendwo hin. Und im Landtag herrscht Ruhe.

Nur in den bayerischen Rathäusern, da gibt es offenbar keine Zeit für Ferien. Den Eindruck legt zumindest die kleine Kontroverse nahe, die der SPD-Landtagsabgeordnete Harry Scheuenstuhl zurzeit mit der Gemeinde Wilhermsdorf im Landkreis Fürth ausficht. Da war Scheuenstuhl mal Bürgermeister, mehr als 17 Jahre lang, und in der Zeit muss eine Menge los gewesen sein. So viel jedenfalls, dass der Bürgermeister kaum dazu kam, Urlaub zu machen und deswegen möchte er den jetzt ausbezahlt haben. Eine Zahl habe er nicht genannt, heißt es, die müsse die Gemeindeverwaltung feststellen, aber die Lokalzeitung will von mehr als 100 Urlaubstagen gehört haben und einer Summe von 45 000 Euro, die sich so ergeben könnte.

Indes, er wird sie wohl nicht kriegen. Zwar hat jeder Bürgermeister einen Anspruch auf 30 Tage Urlaub, aber die muss er halt nehmen, es gibt keine Rechtsgrundlage für eine Abgeltung, heißt es aus dem Innenministerium. Vor ein paar Jahren hat das schon der frühere Coburger Oberbürgermeister erfahren, der Geld für 70 übrige Urlaubstage haben wollte und ebenfalls am Gesetz scheiterte. Nun, davon hat Scheuenstuhl vielleicht nichts mitbekommen und wahrscheinlich hat sich mit rechtlichen Dingen in seinem Rathaus immer wer anders beschäftigt. Zumindest darf man sich kurz wundern, warum er drei Jahre nach dem Ausscheiden mit seinen Forderungen daherkommt, die noch dazu offenbar aussichtslos sind. Jedenfalls soll es ihm nicht besonders gefallen, dass die Sache bekannt geworden ist. Er selbst ist gerade nicht zu erreichen, er weilt in Kanada. Nein, doch nicht im Urlaub. Rein dienstlich, mit dem Umweltausschuss.

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