Kurioses:Schildkröten in der Behördenfalle

Ausgesetzte Tiere in Berlin

Er oder sie? Bei Griechischen Landschildkröten muss man genau hinschauen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Einstein, Adelheid und Mathilde haben Frauennamen bekommen, dabei sind die Männchen. Eigentlich kein Problem. Bis der Mathilde ausriss.

Kolumne von Matthias Köpf

Einstein könnte schon auch weiblich sein, ein Weibchen in dem Fall. Ist aber ein Männchen, genau wie Adelheid und Mathilde. Kenner erkennen das offenbar am Unterbauch: Ist er glatt oder leicht nach innen gewölbt, müsste es wohl "der Einstein", "der Adelheid" und "der Mathilde" heißen. Wölbt er sich nach außen, wäre "die" wohl jeweils besser.

So haben das die Halter von Einstein, Adelheid und Mathilde zwar erst vor relativ kurzer Zeit erfahren, aber wer Griechische Landschildkröten daheim hat, der kann sich selber auch Zeit lassen. Nur muss er dabei aufpassen, dass sich inzwischen keine Vorschriften ändern, sonst geraten die Schildkröten auf den Behördenweg und in diese Sex-und-Gender-Sache mit den Vornamen.

Schuld daran ist der Mathilde, weil er neulich ausgerissen ist aus seinem Garten in Bad Aibling. Seine Halter haben ihn gleich gesucht und einen Nachbarn gefunden, der von einem Schildkrötenfund in einer Tiefgarage wusste. Mathilde war dann aber schon im Tierheim, und obwohl sich Schildkröten auch die größte Wiedersehensfreude kaum anmerken lassen, so hätten jetzt doch alle froh sein können und gemeinsam ganz langsam Sirtaki tanzen.

Nur ließ es sich nicht beweisen, dass Mathilde wirklich Eigentum seiner Eigentümer war. Also setzte es ein Formular, dass er nur zur Pflege mitkommen darf, plus zehn Euro Gebühr sowie den Hinweis, dass Griechische Landschildkröten seit 1980 beim Landratsamt zu registrieren seien.

1980 gehörten Einstein, Adelheid und Mathilde aber schon fünf Jahre zur Familie. Das Landratsamt in Rosenheim wünschte sich daher eine Bestätigung samt Ausweiskopie von den Menschen, die der Familie die Tiere geschenkt hatten. Doch solche Papiere ließen sich nach 42 Jahren nicht mehr beibringen. Stattdessen haben andere Nachbarn als Zeugen unterschrieben, nur sind die laut Aktenlage erst 1979 dort eingezogen.

Am Ende reichte doch eine eidesstattliche Versicherung, dass die Tiere seit 1975 zum Haushalt gehören. Als unnötig erwies sich aber der Rat aus dem Tierheim, den Männchen für die Dokumente besser Männernamen zu geben. Nun heißt der zwischenzeitliche Mathias wieder Mathilde, der Interims-Albert wieder Adelheid, und Einstein immer noch Einstein. Die drei kommen bald in die Kiste im Keller. Dann ist Ruhe. Sollten sich bis zum Frühjahr Vorschriften ändern, werden sie das wieder verschlafen.

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