Mitten in Bayern:Teuflisch weltoffen

Das Plakat eines Metal-Festivals veranlasst einen Pfarrer, eine ernste Warnung an seine Schäfchen auszusprechen

Von Katja Auer

Der Sommer ist die Zeit der Festivals und wer es seinen Bandscheiben noch zutraut, der macht sich mit Zelt und Isomatte auf zu abgelegenen Wiesen und an von Mücken bevölkerte Waldränder. Da gibt es Großveranstaltungen wie den Chiemsee Reggae Summer in Übersee, wo um die 30 000 Besucher, gerne rastagelockt und tiefenentspannt, die musikalischen Erben von Bob Marley feiern. Aber auch kleine Veranstaltungen wie jene mit dem ebenso schönen wie aussagekräftigen Titel "Krach am Bach", die gerade im oberfränkischen Prölsdorf stattgefunden hat.

Freunde der härteren Töne treffen sich traditionell Mitte August bei Dinkelsbühl zum Summer Breeze. Das ist ein Metal-Festival, was sich bei einem Blick auf das Plakat auch Fachfremden erschließt. Darauf ist ein Teufel zu sehen oder sonst ein wenig sympathischer Geselle mit Hörnern auf der Stirn und feuerglühenden Augen. Na ja, Augenhöhlen.

Kein ungewöhnliches Motiv für solche Musik, aber für Michael Granzin, den evangelischen Pfarrer der Kirchengemeinde Unterschwaningen und Oberschwaningen, Grund genug für eine ernste Warnung an seine Schäfchen. Wer dem Teufel begegnen möchte, der möge dieses Festival besuchen, schreibt er in einem Gemeindebrief. "Aber dem dämonischen Einfluss kann sich keiner dort entziehen!" Der Metal-Fan, dem es angeblich nur um die Musik und die gute Stimmung gehe, sei dann leider verloren, "in Ewigkeit verloren". Das sei eine geistliche Tatsache, schreibt der Pfarrer.

Mit dieser These allerdings stößt er selbst in den eigenen Reihen nicht auf uneingeschränkte Zustimmung, wagen sich doch seit dem vergangenen Jahr ein paar unerschrockene Kirchenvertreter mit einem "Zelt der Kirche" auf das Festival. Weniger um vor den mannigfaltigen Gefahren der Metal-Musik zu warnen und die armen Seelen zu bekehren, als ebendiesen zu zeigen, dass Kirche auch weltoffen und sympathisch sein könne, so beschreiben es die Organisatoren. Ein Ort der Begegnung solle das Zelt sein, in dem über Gott und die Welt gesprochen werden könne. Nicht missionarisch, darauf wird Wert gelegt. Man wolle das Feld einfach nicht den obskuren Gruppen überlassen, heißt es. Und damit sind nicht die Metal-Fans gemeint.

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