Mitten in Bayern:Servus Welcome

Die Tourist-Information direkt an der Autobahn am Irschenberg sperrt nach zwei Jahren wieder zu - mangels Touristen

Von Matthias Köpf

Die Lage direkt an der A 8 ist sicher verkehrsgünstig, aber vielleicht ist das ja auch eher ein Teil des Problems. Denn womöglich darf auch ein ansonsten zu Recht zuversichtlicher Fremdenverkehrsverband nicht unbedingt annehmen, dass all die vielen Menschen an der Autobahnraststätte Irschenberg wirklich Halt machen, um ein paar entspannte Tage in der Umgebung zu verbringen. Dass das in der Gegend grundsätzlich ginge, das hatten den rastenden Reisenden die Werber von der "Alpenregion Tegernsee Schliersee" in ihrem Welcome-Center am Irschenberg ja gerade zeigen wollen. Doch das Center muss jetzt nach zwei Jahren schon wieder zusperren, weil es im Schnitt täglich nur 40 Menschen willkommen heißen konnte, von denen dann längst nicht alle ein Urlaubsquartier gebucht oder wenigstens ein Päckchen regionaler Kräuter gekauft haben. Und das alles, obwohl der Laden doch direkt neben dem Fanshop des FC Bayern liegt, wie das Landratsamt Miesbach in seiner Mitteilung verständnislos anmerkt.

Dabei könnten der Tegernsee und der Schliersee dem FC Bayern doch durchaus das Wasser reichen. Denn wo dieser bloß dauernd Deutscher Meister wird, wollen sie am Tegernsee höher hinaus und veranstalten im Februar sogar die Europameisterschaft der Luftschiffer, was umso verdienstvoller ist, als dass diese EM überhaupt erst zum dritten Mal stattfindet und das zweite Mal dann auch schon wieder 25 Jahre her sein wird. Und bitte: Wo wohnt er denn, der Hoeneß? Also wenn er nicht gerade anderswo einsitzt, natürlich.

Aber vielleicht hat die ganze Center-Misere mit der Nachbarschaft gar nichts zu tun, sondern mehr mit dem Namen. Das in Großbuchstaben mit Ausrufezeichen gesetzte "SERVUS!" kommt aus dem Lateinischen, hieß früher "Sklave" und lässt sich angesichts heutiger Verhältnisse am Tourismus-Sektor inzwischen wohl mit "Dienstleister" übersetzen. Und wer will sich schon so anbrüllen lassen? Zur Raststätte passt die Formel aber wieder ganz gut, denn sie deckt Begrüßung und Abschied in einem ab. Und da gilt die Bitte von Peter Alexander: Sag beim Abschied leise "Servus". LEISE! Auch wenn's am Irschenberg neben der Autobahn bald gar keiner mehr hört.

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