Rücktritte in der CSU:Warum Gauweiler den Abgang im Sturm wählte

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Sturmtief "Niklas" hat in Niederbayern eine Bayernfahne zerfetzt. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Kein Zweifel, das leise Abtreten steht im Widerspruch zum Grundsatzprogramm der CSU. Der Tradition gehorchend, wählte Peter Gauweiler für seinen Abgang einen Tag des Sturms - und begibt sich damit in eine Reihe berühmter Vorgänger.

Glosse von Hans Kratzer

Aus der Sicht der Meteorologie ist der Rücktritt des CSU-Politikers Peter Gauweiler vor allem ein Wetterphänomen. Der Tradition seiner Partei gehorchend, wählte Gauweiler für seinen Abgang einen Tag des Sturms. Schon viele Christsoziale haben die politische Bühne im Sturm betreten und wieder verlassen. Als Gauweilers Weggefährte Edmund Stoiber im Januar 2007 seinen Rücktritt bekannt gab, zu Fall gebracht von der Windbraut Gabriele Pauli, da fuhr der Orkan Kyrill in die weiß-blauen Fahnen hinein, als wolle er sie alle in Stücke reißen.

Kein Zweifel, das leise Abtreten steht im Widerspruch zum Grundsatzprogramm der CSU. Diese Partei ist selber eine Naturgewalt, sie hat die Berge und Seen erfunden und lässt jederzeit rhetorische Orkane los, um zum Beispiel gegen die Windenergie zu wettern. Oft haben sich Wind und Sturm als getreue Vasallen der Landesväter erwiesen.

So manches Wunder ist dabei geschehen. Am sonderlichsten gebärdet sich der Föhn, der alte Schmeichler, der die Menschen wie bekifft wirken lässt. Ungezählt sind die Föhnwunder, die sich in Bayern zugetragen haben. Als die Tiroler einst in kriegerischer Absicht über den zugefrorenen Kochelsee stürmten, kam wie gerufen der Sunnewind auf und fraß das Eis sowie die Feinde weg.

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Später wurden die Stürme mit Namen benannt. Die CSU beharrte nicht auf Franz Josef, Edmund oder Theo, sondern duldete weibliche Formen wie Vivian und Wiebke. Trotzdem mähten sie die Wälder nieder, dass nur noch hölzerne Trümmerfelder übrig blieben.

Nun lernte die CSU, nicht nur Stürme zu entfachen, sondern ihnen auch zu trotzen. Der große Vorsitzende Franz Josef Strauß landete eine Maschine mit der gesamten Parteispitze mitten im Eissturm auf dem Flughafen in Moskau. Waghalsiger ging es nicht. Die Vorgänger hatten weit weniger Verlangen nach Winterstürmen. König Ludwig I. verließ München oft schon im Oktober und kehrte erst im Frühjahr wieder zurück.

Ob der Politiker Gauweiler noch einmal zurückkehrt? Dieser Sturm war kräftig genug, um ihn endgültig von der politischen Bühne zu blasen. In der CSU aber gehen die stürmischen Zeiten nun erst richtig los.

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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