Mitten in Bayern:Mit Fischen spielt man nicht

Der ehemalige Fußballer Klaus Augenthaler hat als Amateurfußballtrainer viel Zeit, die er gerne am Wasser zubringt. Und er ist ein Angler, der gerne mit Wallern spielt. Lustig findet das aber bei Weitem nicht jeder

Von Rudolf Neumaier

Waller sind faule Säcke. Liegen am Gewässergrund und dösen. Wenn das Wasser warm wird, paaren sie sich ein bisschen, aber nicht zu wild. Und wenn sie Hunger haben, schnappen sie sich einen Karpfen oder eine Ente. Dann legen sie sich wieder an den Gewässergrund. Und verdauen. Waller hassen Stress. Was Waller daher ganz bestimmt auch verabscheuen, sind Begegnungen mit Menschen, die Fische als Spielgefährten betrachten. Waller wollen nicht spielen - noch dazu, wenn sie dabei Todesangst aushalten müssen.

Der ehemalige Fußballer Klaus Augenthaler, 58, ist inzwischen Amateurfußballtrainer. Ihm ist viel Freizeit beschieden, die er am Wasser zubringt. Augenthaler ist ein Angler, der gern mit Wallern spielt. Wenn ihm das in seiner niederbayerischen Kinderstube entging, müsste er doch spätestens beim Lernen auf die Fischerprüfung mitbekommen haben, dass man Tieren kein unnötiges Leid zufügen darf. Jetzt ermittelt eine Regensburger Staatsanwältin wegen Tierquälerei gegen ihn. Denn am Vatertag spielte Augenthaler wieder mal mit einem Waller: Mehr als eine Stunde rang er mit dem Tier, ehe er es mit Freunden an Land zog, es wog, maß und mit ihm vor einer Fotokamera posierte. 2,20 Meter, 65 Kilo - "ein lebendiges Monster", sagte Augenthaler. Er setzte den Waller dann in den Weiher zurück.

Was der Staatsanwältin die Ermittlung ungemein erleichtert: Augenthaler fand sein Vorgehen so normal, dass er diese Angel-Geschichte an die große Glocke hängte. Das Foto mit dem Tier erschien in der Bild-Zeitung. Wenn er jetzt keine Strafe aufgebrummt bekommt und seinen Fischereischein behält, wäre das ein Freibrief für alle Fischer, die mit Fischen nur spielen wollen. Solche Angler gibt es, sie reisen aber zum Waller-Piesacken nach Italien oder nach Spanien, wo die Gesetze das erlauben - Tierschützer sehen darin eine Art Sextourismus. In Deutschland müssen gefangene Fische verwertet werden, Waller-Rezepte gibt's ja genug. Für Jäger wie für Angler gilt: "Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild, weidmännisch jagt, wie sich's gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt." Müsste Augenthaler schon mal gehört haben. Steht auf jeder Jägermeister-Flasche.

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