Mitten in Bayern:Lindau bekommt eine Therme

Im Bürgerentscheid stimmen 63,7 Prozent dafür. Das ist nachvollziehbar

Von Christian Rost

In Lindau entsteht eine Therme am Bodenseeufer. In einem Bürgerentscheid hat sich am Sonntag die Mehrheit der Wähler für ein modernes Wellnessbad anstelle des bisherigen Strandbades Eichwald ausgesprochen. Dem Ratsbegehren zur Unterstützung des Projektes stimmten 63,7 Prozent der Wahlberechtigten zu. Das Bürgerbegehren gegen die Therme lehnten 53,8 Prozent ab. Es ist eine Entscheidung nicht nur zum Jubeln, vernünftig ist sie unterm Strich aber doch.

Wer den Natur- und Umweltschutz ernst nimmt, muss ein solches Großprojekt natürlich kritisch hinterfragen. Eine Bade- und Saunalandschaft ist ein Energiefresser mit gehörigem CO₂-Ausstoß. Was aber wäre die Alternative gewesen für die Stadt Lindau? Sie ist knapp 25 000 Einwohnern groß und auf den Tourismus angewiesen. Auf ein Bäderangebot kann sie nicht verzichten. Auch Meersburg, Überlingen und Konstanz am Bodensee werben mit ihren Thermen um Gäste. In Lindau bot es sich daher geradezu an, das bestehende Hallenbad Limar abzureißen und das bisherige Strandbad Eichwald mit einem Hallenbad und einer Saunalandschaft zu einer Therme zu erweitern.

Die Bürgerinitiative gegen den Neubau wollte allenfalls eine Instandsetzung und Modernisierung der bestehenden alten Bäder mittragen. Doch auch das hätte Millionen-Investitionen erfordert, die die klamme Stadt nicht ohne weiteres hätte aufbringen können. Ob eine Generalsanierung der alten Bäder Limare und Eichwald den Besucherschwund gebremst hätte, ist außerdem fraglich. In den vergangenen 20 Jahren ging die Zahl der Badegäste von 240 000 im Jahr auf zuletzt 150 000 zurück. 1,5 Millionen Euro an Verlust fuhren die Badebetriebe jährlich ein. Die Stadt musste also ein neues Bäderkonzept finden, ohne sich weiter zu ruinieren. Die Lösung sieht nun so aus, dass die Kosten für den Thermenbau in Höhe von 40 Millionen Euro ein Investor und die Stadt gemeinsam tragen, wobei die Kommune den deutlich geringeren Betrag von 12,5 Millionen Euro beisteuert. Sie behält aber die Fäden in der Hand und kann darauf hinwirken, dass bei Planung und Bau auch dem Natur- und Umweltschutz Rechnung getragen wird.

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