Mitten in Bayern:Hausarrest für die Schwarze Madonna

Gnadenkapelle Altötting

Stadtpfarrer Günther Mandl ist verantwortlich für das Wohl der Schwarze Madonna.

(Foto: Sebastian Beck)

Experten raten der Muttergottes aus Altötting endgültig von Ausflügen ins Freie ab. Mit 700 Jahren sei das einfach zu riskant wegen all den Wetterkapriolen.

Kolumne von Matthias Köpf

Zugegeben, allzu viel rausgekommen ist sie auf ihre alten Tage sowieso nicht mehr. Hinüber in die Klosterkirche St. Magdalena vielleicht, aber das sind ja auch nur ein paar Schritte. Oder einfach nur hinaus vor die Tür, und wenn es bloß einmal im Jahr gewesen ist, wenn wieder die Regensburger angekommen sind. Die gehen ihretwegen immerhin drei Tage zu Fuß, immer von Donnerstag bis Samstag vor Pfingsten, ob es regnet oder ob die Sonne scheint, ob es eiskalt ist oder glutheiß.

Genau das, dieses ganze Wetter mit all seinen Wechselfällen, soll ihr selber jetzt auf einmal zu viel sein. Andererseits: Selbst wenn sie also wirklich mal rausgekommen ist, hat sie sowieso nicht sehr viel frische Luft erwischt. Wenn es nicht die Mesner und Ministranten mit ihren Weihrauchfässern waren, dann haben die Devotionalienhändler den ganzen Kapellplatz eingeräuchert, umstandslos und umsatzhalber.

Aber auch das mit der nicht ganz so frischen Luft ist jetzt endgültig vorbei. So hat es der Prälat Mandl beschlossen und dem Alt-Neuöttinger Anzeiger mitgeteilt, und der Prälat Mandl muss schließlich wissen, was gut für sie ist. Allerlei Denkmalschützer und sonstige Experten haben es sowieso schon länger gesagt, aber am Ende bleibt ja doch der Prälat, Stiftspropst, Stadtpfarrer und Wallfahrtsrektor Günther Mandl verantwortlich für ihre Unversehrtheit - in dem Fall für die körperliche, denn seelisch sollte sich da gerade aus der Perspektive eines Prälaten sowieso nichts mehr fehlen. An Mandl soll es jedenfalls nicht gelegen haben irgendwann einmal, Gott bewahre.

Also bleibt die Schwarze Madonna von Altötting fortan immer und ausnahmslos drinnen in ihrer Gnadenkapelle, bis in alle Ewigkeit, laienhaft ausgedrückt. Und wer unter den Lebenden verstünde mehr von der Ewigkeit als eine, die wohl bald 700 Jahre alt ist, und sei sie aus Lindenholz geschnitzt? Wenigstens ist die Figur früher ziemlich rumgekommen, vermutlich aus dem Burgund via Raitenhaslach nach Altötting. Dort danken ihr die Pilger seither für allerlei Wunder. Von einer Replik, wie sie nun am Aschermittwoch rüber nach St. Magdalena getragen worden ist, könnte man so etwas natürlich nicht unbedingt erwarten. Allerdings trägt die an der Rückseite eine Silberkapsel mit einem Holzstückchen vom Original.

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