Landtagswahl:So demokratisch sind Bayerns Parteien

CSU-Parteitag

Bei der CSU war die Sache klar: Seehofer und Söder trugen ihren Machtkampf aus und ließen sich dann von der Basis bejubeln.

(Foto: dpa)

Entscheidung per Machtkampf, Quote oder Urwahl: Es sagt viel über eine Partei, wie sie ihren Spitzenkandidaten für den Landtagswahlkampf findet.

Kolumne von Katja Auer

Die SPD ist eine urdemokratische Partei, was eine Menge Scherereien mit sich bringt. Wenn die Mitglieder nicht so wollen wie die Parteispitze, kann die sich die große Koalition an den Hut stecken, aber das mit dem Segen der Basis. Das kommt offenbar an, so verzeichnete die Bayern-SPD nach eigenen Angaben alleine am Montag, direkt nach dem hauchdünnen Ja zu Koalitionsverhandlungen, 100 Neueintritte.

Die Neugenossen dürfen mitreden beim Mitgliederentscheid. Etwas weniger ungewiss als die Zustimmung zu einer Regierung dürfte die der bayerischen Delegierten zur Spitzenkandidatur von Natascha Kohnen bei der Landtagswahl sein, über die beim Parteitag am 10. März abgestimmt werden soll. Zumal sich erst einmal ein anderer finden müsste, der es machen will.

Die CSU hat sich, demokratisch per Machtkampf, bereits auf Markus Söder festgelegt und die Entscheidung auf einem Parteitag von der Basis bejubeln lassen. Genau wie vorgesehen. Die Freien Wähler haben noch niemanden gekürt, aber das braucht es vermutlich gar nicht, da das ungeschriebene Gesetz gilt, dass Hubert Aiwanger jedes wichtige Amt selbst übernimmt.

Die Grünen dagegen mühen sich gerade damit ab, ihren Mitgliedern ein bisschen Auswahl zu bieten, wenn schon für den weiblichen Part der Doppelspitze nur Fraktionschefin Katharina Schulze kandidiert. Wenigstens um den Männerplatz gibt es einen Wettbewerb, der Bildungsexperte Thomas Gehring tritt gegen den Fraktionsvorsitzenden Ludwig Hartmann an. Eklatante Unterschiede zwischen den beiden sind zwar noch keinem aufgefallen, ausgenommen ein paar Lebensjahre und die Dialektfärbung. Aber wenigstens gibt es eine Auswahl.

Die Urwahl macht sich auch die FDP zu eigen und will darin offenbar besonders glänzen. Vier Bewerber um die Spitzenkandidatur gibt es zurzeit und die Bewerbungsfrist läuft noch. Damit führen die Liberalen im Verhältnis von Parteimitglieder zu potenziellen Spitzenkandidaten. Selbst die Konkurrenten zwingen sich zu Begeisterung. Prima finde er das, teilt der frühere Landeschef Albert Duin per Facebook mit. Und räumt ein, dass es dafür einiger Überlegung und des Beiseiteschiebens des eigenen Egos bedurft habe. Das klingt ja beinahe sozialdemokratisch.

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