Mitten in Bayern:Ein Herz für Biber

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Der Landrat von Altötting hat einen Nager in seinem Wald entdeckt. Möglicherweise wurde das Tier dort gezielt ausgesetzt

Von Matthias Köpf

Im Landkreis Altötting hat sich offenbar einiges aufgestaut - zumindest bei dem einen Waldbesitzer, der neulich beim kommunalpolitischen Dreikönigstreffen in Halsbach dem Altöttinger Landrat Erwin Schneider (CSU) schwere Vorwürfe gemacht hat, weil das Landratsamt seine Schadensmeldungen wegen des Bibers nicht erst nehme. Weggeschossen gehörten die Biber, soll der zornige Mann laut einem Bericht in der Lokalzeitung gesagt haben. Schneider will sich demnach selbst ein Bild von dem Problem machen, in dem Fall übrigens in einem Naturschutzgebiet.

Aber eigentlich weiß Schneider ja schon, wie so was ausschaut, denn als ehemaliger Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Land- und Forstwirtschaft beschäftigt er in seinem eigenen Wald selber einen Biber. Der sei "wohl der einzige Biber im ganzen Holzland", wie dort die Gegend nördlich des Inns passenderweise genannt wird, obwohl sich längst hauptsächlich Wiesen und Felder über die Hügel erstrecken. Der besagte Biber habe in seinem Wald auch schon einen kleinen Weiher aufgestaut, ließ Schneider die Versammlung wissen und berichtete ferner von der festen Überzeugung seiner Frau, dass das Tier in seinem Wald ausgesetzt worden sei, denn Schneider gilt als Freund der Biber.

Vielleicht beruht diese Freundschaft aber auch nur auf Gegenseitigkeit, und das mit dem Aussetzen stimmt womöglich gar nicht. Auf jeden Fall würde es nicht ganz zum bayerischen Bibermanagement passen, das der Freistaat schon vor vielen Jahren eingeführt hat, weil jedes ordentliche Wildtier nun einmal ein eigenes Management braucht. In Fall des Bibers sind es sogar zwei hauptamtliche Manager. Dazu kommen laut Bund Naturschutz mehr als 400 ehrenamtliche Biberberater, die jährlich 2000 Ortstermine und Beratungsgespräche absolvieren. Die Biber selbst gehören dabei weniger zur Zielgruppe der Biberberater als zur Zielgruppe der beratungsresistenten Grundbesitzer, Stichwort: weggeschossen. Sollte Schneiders Biber aber doch im Altöttinger Landratswald ausgesetzt worden sein, so wäre dieses Konzept sicher ausbaufähig: Denn ein Herz und genug Platz für Luchse, Wölfe und Problembären hat Schneider bei Bedarf hoffentlich auch.

© SZ vom 10.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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