Mitten in Bayern:Diese Fähre ist ein Verkehrsunfall

Donaufähre mit Transporter und Traktor gesunken

Damals war die Welt zwischen Stephansposching und Mariaposching noch in Ordnung: Fast 90 Jahre lang war eine Seilfähre zwischen den Orten unterwegs - bis sie sank.

(Foto: dpa)

Bald verbindet sie die Orte Stephansposching und Mariaposching miteinander. Doch statt der romantischen Seilfähre von früher macht das eine unromantische Motorfähre. Wie soll man so ein Ding nur taufen?

Kolumne von Andreas Glas

Entweder ist man ein Wunschkind oder das Kind eines Verkehrsunfalls, wie einige boshaft sagen. Einige wenige jedenfalls, die meisten erkennen dann doch recht bald, dass ein kleiner Unfall auch ein großer Glücksfall sein kann. Maximal boshaft müssen dagegen jene Eltern gewesen sein, die ihr Kind angeblich Störenfried nennen wollten - und damit beim Standesamt abgeblitzt sein sollen. Ob die Geschichte nun wahr ist oder nicht: Der Name Störenfried wird immer dann als besonders gemeines Beispiel herangezogen, wenn ein Standesamt oder ein Gericht wieder irgendeinen depperten Wunschnamen irgendwelcher depperten Eltern abgelehnt hat. Als weitere Beispiele werden in der Regel genannt: Puhbert, Bierstübl und, ohne Witz, Satan.

Ebenfalls kein Wunschkind ist die neue Fähre, die bald wieder die Orte Stephansposching und Mariaposching miteinander verbinden soll. Es ist in diesem Fall nicht mal boshaft, die Fähre als Produkt eines Verkehrsunfalls zu bezeichnen. Fast 90 Jahre lang hatte ein 326 Meter langes Seil die Fähre leise und zuverlässig über den Fluss getragen - bis das Gefährt vor eineinhalb Jahren wegen eines Fehlers des Kapitäns gesunken ist. Danach kämpften 2000 Anwohner mit einer Unterschriftenaktion dafür, den Kahn wieder herzurichten. Ohne Erfolg. Eine Seilfähre sei heutzutage nicht mehr zulassungsfähig, sagte der Landrat - und die Kreisräte in Straubing-Bogen schafften statt der romantischen Seilfähre eine unromantische Motorfähre an.

Um die Anwohner mit der Motor-Lösung zu versöhnen und wieder ein bisschen Identifikation mit der Fähre herzustellen, hat sich das Landratsamt nun etwas einfallen lassen: Die Leute im Landkreis durften Namensvorschläge für das ungewollte Kind machen. Aus einer Liste mit 141 Vorschlägen wählt ein Gremium gerade seinen Favoriten aus. Unter den Einsendungen sind so liebevolle Namen wie: Donauliesl, Danubiana, Mariandl, MS Herzer'l oder Seerella. Schon erstaunlich: Obwohl kein Wunschkind, gab es offenbar keine einzige boshafte Namensidee für die Fähre. Und dass jetzt noch ein Störenfried mit einer depperten Idee daherkommt, ist ausgeschlossen. Der Einsendschluss für Vorschläge ist Ende Oktober abgelaufen.

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