Mitten in Bayern:Der kurze Dienstweg

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Auf der digitalen Datenautobahn flitzen in Bayern die wichtigsten Informationen von Amt zu Amt, wie es nicht schöner sein kann. Das war einmal

Von Heiner Effern

Der Ausbau unserer Datenhighways, dieser Anglizismus sei wegen der unbestrittenen technologischen Weltmachtstellung Bayerns erlaubt, hat in der Landespolitik mittlerweile höchste Priorität. Die Minister Markus Söder und Ilse Aigner lassen keine Gelegenheit aus, ihre diesbezüglichen Verdienste zu betonen. Manchmal wird einem geradezu schwindlig von der Vorstellung, wie Megabytes voller wichtigster Informationen unsichtbar durch den Freistaat schießen und auf geheimnisvolle Weise da landen, wo sie hinsollen. Wen interessiert da noch, wo nach der jüngsten Ämter-Verschickung welcher Beamte künftig sitzen wird. Das Leben wird so wunderbar sein in der volldigitalisierten Welt.

Doch diese birgt bei aller Euphorie auch Tücken. Vermieter im Staatsbad Bad Reichenhall zum Beispiel fragen sich gerade, ob die Staatsregierung in ihrem Datennetz nicht ein paar Kurzschlüsse übersehen hat. Bisher meldeten sie die Zahl ihrer Übernachtungen an die Verwaltung des Staatsbades, die ihrerseits das statistische Landesamt mit den gesammelten Daten versorgte. Toller Service, dachten sich besonders die kleinen Vermieter, die noch keine voll automatisierten Erfassungssysteme besitzen. Da fließen die Informationen zwischen den staatlichen Stellen schon, wie man sich das nur wünschen kann.

Das war einmal. Das staatliche Bad darf dem staatlichen Landesamt seine Daten nicht mehr schicken. Im Schreiben der Statistiker an die Vermieter heißt es: "Ihre Daten wurden uns bisher von der Gemeinde gesammelt übermittelt. Aufgrund geänderter Vorgaben zur Übertragungsweise, die die Gemeinde nicht erfüllen kann, ist dies nicht mehr möglich . . ." Das Problem ist die Sicherheit, auf den Datenautobahnen ist allerhand Gesindel unterwegs. Neue Schnittstellen bräuchte das Staatsbad also und die Software müsste angepasst werden. Alles kompliziert und teuer. Aber vielleicht lässt sich das auf dem kurzen Dienstweg klären. Das Landesamt untersteht Innenminister Joachim Herrmann, das Staatsbad Finanzminister Söder. Der eine ist auch für den Verkehr zu ständig, der andere für die Digitalisierung. Die müssten das mit den virtuellen Autobahnen doch irgendwie hinkriegen.

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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