Mitten in Bayern:Danke fürs Richtigparken!

Strafe muss sein, schon klar. Aber warum nicht mal ein Lob für korrektes Verhalten? Die sogenannten Parkraumüberwacher in Schongau und Stadtbergen haben die Psychologie der Belohnung entdeckt - mit Naturalien

Von Stefan Mayr

Wann haben Sie Ihren letzten Strafzettel unter dem Scheibenwischer hervorgefummelt? Schon ewig her, klar. Und natürlich war das Knöllchen - wie alle anderen zuvor - total unberechtigt. Die selbstbewussteren unter den falsch verdächtigten Falschparkern versuchen ja grundsätzlich, die Politesse im persönlichen Gespräch davon zu überzeugen, dass ihre Entscheidung ein Akt der Willkür ist und gegen die UN-Menschenrechtskonvention verstößt. Der Dialog verläuft mal mehr, mal weniger charmant und endet meist mit übersichtlichem Erfolg. Trotzdem gehört diese Gesprächssituation seit Erfindung der Parkuhr zum Straßenbild jedes Städtchens. Und natürlich hat sie auch Komiker Loriot in einem Fernsehsketch verewigt. "Die zulässige Parkzeit ist überschritten, da die rote Kontrollscheibe seit 20 Minuten im Sichtfenster der Parkuhr sichtbar ist", dozierte damals Evelyn Hamann in ihrer unvergleichlichen Art. Heute heißen die Politessen zwar nicht mehr Politessen, sondern Parkraumüberwacherinnen. Aber ihre Antworten klingen nach wie vor ganz ähnlich.

Ganz neue Möglichkeiten des Small Talks am Straßenrand ergeben sich derzeit allerdings im oberbayerischen Schongau und im schwäbischen Stadtbergen: Dort wird in der Adventszeit so mancher Richtigparker mit Schokoladentäfelchen oder Gummibärchen verwöhnt. "Lieber Verkehrsteilnehmer", steht auch dem Belohnungszettel geschrieben, "Sie haben Ihr Fahrzeug ordnungsgemäß geparkt." Hierfür wolle sich die Stadt Schongau "ganz herzlich" bedanken und ganz nebenbei ein "geruhsames Weihnachtsfest" wünschen.

100 Euro hat die Stadt in diese frohe Botschaft investiert. Das Geld ist bestens angelegt: Nach vollbrachter Wohltat werden die Knöllchenverteiler und -verteilerinnen erstmals in ihrem Berufsleben freundlich angesprochen. Das lindert den Frust und verlängert die Lebensarbeitszeit, die Süßes-statt-Saures-Aktion ist also auch im Sinne des Steuerzahler zu begrüßen. Hier dient auch der Loriot-Sketch als abschreckendes Beispiel: Die anfangs überaus souverän auftretende Politesse wird am Ende von zwei Polizisten abgeführt. Völlig entnervt und bis auf weiteres dienstunfähig.

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