Kabarett:Postleitzahlen-Posse: Brunsbüttel schlägt zurück

Kabarettist Christoph Weiherer rief dazu auf, an der Kasse immer mit 25541 zu antworten - der Postleitzahl von Brunsbüttel. Nun kontert der Bürgermeister der norddeutschen Stadt.

Kolumne von Olaf Przybilla

Das Ganze war ursprünglich als heimtückischer Racheakt gedacht, aber irgendwie scheinen sie das nicht so richtig hinzukriegen im Norden. Jedenfalls kommt im Städtchen Gunzenhausen vom stolz angekündigten Rachefeldzug aus Norddeutschland offenbar gar nichts an. "Null Änderung", sagt eine Sprecherin der Stadt. Und sie klingt einigermaßen ernüchtert dabei.

Ja, auch Rache will gelernt sein. Und wenn es um eine gut gesetzte Parade Riposte geht, scheint der Bürgermeister von Brunsbüttel zumindest kein einschlägiger Fachmann zu sein. Zusammen mit dem Norddeutschen Rundfunk hat er folgenden Plan ausgeheckt: Gemeinsam sollen die Brunsbütteler und überhaupt alle Norddeutschen an den Supermarktkassen der Republik künftig stets die "91710" angeben, sobald sie nach ihrer Postleitzahl gefragt werden.

Der Brunsbütteler Bürgermeister war sogar zu hören, wie er im Radio die einzelnen Ziffern vorsprach, auf dass künftig möglichst viele in "Folie eingeschweißte Werbepakete" im Ort mit besagter Postleitzahl anlanden. "Der ganze Müll", findet er, dürfe nicht nur im Norden aufschlagen, vielmehr sollten "auch die Bayern wieder was abbekommen davon".

Hintergrund dieser Vergeltungsmaßnahme aus der Tiefebene ist eine Kunstaktion des altbayerischen Kabarettisten Christoph Weiherer. Der hat dazu aufgerufen, an der Kasse ganz gleich welchen Ladens stets die Postleitzahl von Brunsbüttel anzugeben und so womöglich eine Prospektflut an der Küste auszulösen. Sein Video wurde millionenfach aufgerufen, bei seinen Auftritten beten Besucher die fünf Brunsbüttel-Ziffern wie ein Mantra her und diverse Läden sollen sich schon weigern, mitten in Bayern ständig die 25541 als Postleitzahl zu notieren. Das verhagelt einem schließlich die ganze, ernst gemeinte, Statistik.

Warum überhaupt das fränkische Gunzenhausen für eine Revanche an Bayern herhalten soll, verstehen sie in Mittelfranken ohnehin nicht so ganz. Aber wenn es schon Rache sein soll - dann halt bitte auch gescheit. "Wir sind hier ein Fremdenverkehrsort", erklärt die Gunzenhausen-Sprecherin, "wir können grundsätzlich immer Werbung gebrauchen." Und sei es nur an einer Supermarktkasse in Brunsbüttel.

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