Mitten in Bayern:Warum einer der Brückenpfeiler in Marktheidenfeld im Weg steht

Abendessen auf Kreuzfahrtschiff

Flusskreuzfahrtschiffe werden immer größer - und sind eine Gefahr für Brückenpfeiler.

(Foto: dpa)

Die Brücke über den Main war einst ein Prestigeobjekt Ludwigs I. - doch nun passen die drei Stützen nicht mehr.

Kolumne von Olaf Przybilla

Vordergründig geht es in Marktheidenfeld nur um eine Brücke. Die allerdings ist sogar auf dem Wappen der Stadt abgebildet. Über blauen Wellen sieht man ein gemauertes Bauwerk mit - Achtung - drei Pfeilern im Main. König Ludwig I. war es, der das Bauwerk in Auftrag gegeben hat, und wer etwas über die Geschichte Unterfrankens wissen will, der tut gut daran, seine Erkundungen am Fuß dieser Pfeiler zu beginnen.

Seit dem Wiener Kongress war das Gebiet Teil des Königreichs Bayern und dieses setzte vieles daran, die Verkehrswege im neuen Territorium auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen. Die Strecke zwischen Würzburg und Aschaffenburg wurde zum bayerischen Prestigeprojekt. Als die ganz aus Quadersandsteinen errichtete Brücke vor 172 Jahren eröffnet wurde, teilte die bayerischer Umtriebe gewiss nicht verdächtige Illustrierte Zeitung aus Leipzig mit, der Bau gehöre zum Schönsten, was in dieser Art je gebaut worden sei.

Wie gesagt: Drei Pfeiler zieren das Stadtwappen, sie stehen für den historischen Stolz der Region. Umso entsetzter waren die Menschen am Main, als die Schifffahrtsbehörden sie beiläufig wissen ließen, dass sie auf einen ihrer denkmalgeschützten Pfeiler wohl werden verzichten müssen. Also nicht auf einen aus ihrem Wappen, die dürften notfalls bleiben. In der Realität aber werde einer dran glauben müssen. Begründung: Durchfahrt ist eng, Strömung stark, Flusskreuzfahrtschiffe werden immer breiter. Pech.

Der Unterfranke neigt nicht zur emotionalen Aufwallung. 2016 aber, als das Kreuzfahrtschiff-Argument fiel, wurde es dann doch ungemütlich. Die bauen Schiffe und scheren sich nicht darum, ob die auch sicher durch Brückenpfeiler passen? Die Herrschaften genießen die Fahrt auf dem romantic Main, auf dem dann Baudenkmäler eben dieser Fahrten wegen verschandelt werden? Geht's noch?

Tausende Unterschriften wurden gesammelt, seither ist es verdächtig ruhig an der Brückenfront. Bis nun ein dilettierender Hotelschifffahrer an einem Pfeiler hängen geblieben ist. Stundenlange Sperrung, größerer Aufreger. "Ich fürcht' fast: Darauf hamm' se die ganze Zeit nur gewaddet", sagt einer der Stadträte im Vertrauen. "Se" ist ein fränkisches Schlüsselwort für: sie, die Verantwortlichen. Mal sehen, ob er recht hat, der Stadtrat.

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