Mitten in Bayern:Auf dem Steuergipfel

Zwei Jahre nach dem G-7-Gipfel in Schloss Elmau profitiert die kleine Gemeinde Krün von dem riesigen Aufwand, der für das Treffen der Regierungschefs betrieben wurde. Denn jetzt erst fließt die Gewerbesteuer. Und zwar reichlich

Kolumne von Matthias Köpf

Vor zwei Jahren haben sich in Schloss Elmau die Regierungschefs der sieben wichtigsten Industriestaaten getroffen, um die Welt da und dort etwas besser zu machen. In welchem Zustand die Welt heute ohne diesen G -7-Gipfel wäre, das kann natürlich niemand ganz genau wissen. Aber ein Ergebnis kann Bartholomäus Reindl inzwischen sehr gut abschätzen: 2,4 Millionen Euro Gewerbesteuer hätte er ohne G 7 heuer nicht in der Kasse. Denn Reindl ist Kämmerer in der 2000-Einwohner-Gemeinde Krün, zu der Elmau gehört. Und was deren Einnahmen betrifft, so ist der Gipfel von 2015 erst dieses Jahr erreicht.

Wobei schon rechtzeitig vor dem Gipfel viel Geld aus München und Berlin hinauf nach Krün geflossen ist. Jedenfalls fehlt es dort seither nicht an erstklassiger Infrastruktur, die Wasserleitungen und Kanäle sind top, die Privatstraße zum Schloss ist 1a asphaltiert, im Feuerwehrhaus steht ein immer noch neuwertiges Löschfahrzeug, und für die Dorferneuerung im Ortsteil Klais sind auch noch Zuschüsse da. Für all das habe man aber auch erst einmal den Eigenanteil aufbringen müssen. Geschenkt worden sei der Gemeinde nichts, das ist ihnen wichtig im Rathaus. Außerdem haben sie schon 2008 an der Isar das Gewerbegebiet mit den Discountern ausgewiesen, und in den beiden Luxushotels im Elmauer Tal sprudelt es halt auch nicht nur in den Spa-Bereichen. Aber dass die kleine Gemeinde jetzt statt der erwarteten und eh schon enormen 1,5 Millionen nun gleich 2,4 Millionen Euro an Gewerbesteuer einnimmt, liegt vor allem am G 7-Treffen: Speziell einige auswärtige Baufirmen haben mit Arbeiten im Gipfeljahr so viel Umsatz im Gemeindegebiet gemacht, dass sie nun einen guten Teil ihrer Steuern in Krün zahlen müssen.

Zugleich weiß die Gemeinde wegen dieser vielen Arbeiten nun kaum mehr, was sie denn noch Schönes bauen sollte. Gut, da ein bisschen Breitband, ein Regenrückhaltebecken in Kranzbach und womöglich sogar eine Kinderkrippe, sagt der Bürgermeister. Aber sonst? Ein bisschen was muss jedenfalls auf die hohe Kante, denn der Landkreis ist mit seinem Einnahme-Gipfel noch zwei Jahre später dran. Er wird 2019 seine Kreisumlage von der Gemeinde auf Basis ihrer Steuereinnahmen von 2017 fordern.

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